Ablenkung und ihre Folgen im Straßenverkehr
Landkreis Emsland übergibt Aufprallsimulator an Verkehrswachten und Polizei
Lingen. Ablenkung ist eine der häufigsten Unfallursachen. Insbesondere der schnelle Blick aufs Smartphone, das Schreiben einer Textnachricht, aber auch die Einstellung eines Navigationsgeräts führen dazu, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr auf das Geschehen auf der Straße gerichtet ist. Um die Folgen dieses leichtfertigen Verhaltens aufzeigen zu können, hat der Landkreis Emsland einen Aufprallsimulator mit integrierter Ablenkungssimulation sowie einen Reaktionstestsimulator mit Ablenkungssimulation angeschafft. Diese wurden den emsländischen Verkehrswachten Lingen, Meppen und Aschendorf-Hümmling sowie dem Präventionsteam der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim auf dem Gelände der Lingener Verkehrswacht übergeben.
„Für die Arbeit in der Verkehrserziehung und der Unfallprävention sind die Simulatoren ein wesentlicher Bestandteil, denn den größten Lerneffekt erzielen wir immer noch mit der Selbsterfahrung“, sagt Landrat Marc-André Burgdorf. Gemeinsam mit Nicola Simon, Leitende Polizeidirektorin der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim, Erster Kreisrat Martin Gerenkamp, 1. Vorsitzender Verkehrswacht Lingen, Bernd Kaiser, 1. Vorsitzender Verkehrswacht Meppen, und Bernhard Braun, 2. Vorsitzender Verkehrswacht Aschendorf-Hümmling, nahm er die Übergabe und Präsentation der Geräte vor.
Der Aufprallsimulator mit integriertem Ablenkungssimulator ist die größere der beiden Anlagen und daher ausschließlich für den Außenbereich bestimmt. Er kann vornehmlich bei Veranstaltungen wie Verkehrserziehungstagen an Schulen, bei Schulfesten und Stadtfesten zum Einsatz kommen. Der Simulator bietet Autofahrenden die Gelegenheit, kritische und risikoreiche Situationen im Straßenverkehr zu erleben, ohne selbst gefährdet zu sein. Er kombiniert dabei zwei der Schwerpunktthemen in der Unfallprävention: Zum einen zeigt der klassische Aufprallsimulator auf, wie wichtig das richtige Anlegen des Sicherheitsgurts und das richtige Einstellen des Sitzes mit Kopfstützen sind. Zum anderen führt der Ablenkungssimulator vor Augen, wie schwerwiegend die Auswirkungen einer Ablenkung sein können. Dazu wird eine Autofahrt simuliert, die durch Anrufe oder verschiedene Aktivitäten wie das Lesen einer Textnachricht oder dem Hantieren am MP3-Player gestört wird. In der Regel führt dies zum Unfall. Im Simulator wird dazu die auf einem Schlitten montierte „Fahrerkabine“ mit Druckluft nach hinten katapultiert, um den Aufprall zu simulieren. Die Teilnehmer erfahren die gleichen physikalischen Kräfte, wie sie bei einem Auffahrunfall auftreten. „Die Defizite im Fahr- und Bremsverhalten werden auf diese Weise gut veranschaulicht. Darüber hinaus wird das Rückhaltesystem aus Gurten, Lehne und Kopfstützen sowie ihre Notwendigkeit geradezu spürbar demonstriert“, erläutert Burgdorf.
Ergänzend zu der großen Anlage erhalten die Verkehrswachten und die Polizei einen mobilen Simulator für die Unfallursache „Ablenkung“, der im Indoor-Bereich genutzt werden kann. Das System besteht aus einem Fahrersitz mit Fußpedal, Bildschirm, Laptop und Transportbox. Es wird die gleiche Software wie beim Aufprallsimulator verwendet, so dass auch hier unterschiedliche Gefahrensituationen in Straßenverkehrsszenen eingespielt werden können, die zu einem Unfall führen. Im Anschluss an die Fahrt mit Ablenkung folgt eine Fahrt ohne Ablenkung. Die Ergebnisse von Reaktionszeit, Bremsdruck, Anhalteweg, Geschwindigkeit und Unfallgeschehen werden grafisch erfasst und gegenübergestellt. „Der Proband erkennt, dass er bei einer erhöhten Aufmerksamkeit die Situation erfolgreich meistern kann. Das hat einen nachhaltigen erzieherischen Effekt“, sagt Burgdorf.
Der Landkreis Emsland fördert die Arbeit der drei Verkehrswachten mit Zuwendungen von jeweils 2500 Euro jährlich. Die Verkehrswachten bieten mit Überschlagsimulator, Fahrtraining, Gurtschlitten, Verkehrsübungsplatz und weiteren Aktionen und Kampagnen ein großes Maßnahmenpaket an, um die Verkehrssicherheit im Landkreis Emsland insbesondere bei Fahranfängern und Jugendlichen zu erhöhen.
Bild: Die Vertreter der Verkehrswachten, des Landkreises und der Polizei freuen sich über die neuen Möglichkeiten der Präventionsarbeit (Foto: Landkreis Emsland)