Auf Erkundungstour durchs Emsland
Kreistag erlebt Natur, Kultur und Mittelstand
Meppen. Natur, Kultur und der Leistungsträger Mittelstand standen im Blickpunkt der Infofahrt des emsländischen Kreistags. Über 40 Abgeordnete aller Kreistagsfraktionen machten sich, begleitet von Landrat Reinhard Winter, den Dezernenten und Mitgliedern der Kreisverwaltung, auf den Weg durch das Emsland. Von Mitte bis Süd ging die Reise, und auch ein Abstecher in das niederländische Weiteveen war dabei.
Die Fahrt begann mit einer Begrüßung und einem Frühstück im Bauernhofcafé Mehringer Heide in Emsbüren. Seit 1996 werden im liebevoll restaurierten Heuerhaus mit altem Charme sorgfältig hergestellte Speisen Radwanderern und Ausflüglern serviert. Für den Kreistag war dies eine gute Möglichkeit, gestärkt in den Tag mit umfangreichem Programm zu starten. Als nächste Station wurde die Maschinenfabrik Hermann Paus besichtigt. Das in zweiter Generation geführte, mittelständische Familienunternehmen produziert seit 1968 in Emsbüren innovative Baumaschinen über Berg- und Tunnelbaufahrzeuge bis hin zu Kränen und Schrägaufzügen. Durch eine Repräsentanz in Moskau und ein Joint Venture mit China ist das Unternehmen international breit aufgestellt. „Vom Emsland aus gehen unsere Maschinen in alle Welt. Der Exportanteil liegt bei etwa 70 Prozent“, sagte Wolfgang Paus, einer der beiden Geschäftsführer, bei der Einführung. Bei der anschließenden Besichtigung der Produktion wurde deutlich, dass bei der „Maßanfertigungen“ nach individuellen Kundenwünschen ausschließlich Handarbeit gefragt ist. Roboter und Fließbandarbeit waren dort nicht zu finden.
Mit einer kleinen Gärtnerei fing 1954 alles an. Inzwischen ist daraus die Emsflower GmbH entstanden, die sich zum europäischen Marktführer der Branche entwickelt hat. Die Flächen unter Glas, auf denen weitestgehend auf Vorbestellung produziert wird, betragen 87 ha. Am Standort Emsbüren wird stark auf automatisierte Herstellungsprozesse und in die Erweiterung von Gewächshäusern investiert, die Geschäftsführer Bennie Kuipers als geschlossenen Kreislauf und damit besonders umweltschonend bezeichnete. Zudem wird mit unbehandeltem Holz aus der Landschaftspflege geheizt und Strom produziert. Im Probegarten werden neue und bestehende Blumenarten auf ihre Gartentauglichkeit geprüft. Auch neue Erkenntnisse zur optimierten Herstellung von Nutzpflanzen wie Salate werden dort gesammelt.
Die EmslandArena in Lingen erreichte der Kreistag mit einem Fahrgastschiff über den Dortmund-Ems-Kanal. Die EmslandArena steht für erfolgreiche Veranstaltungen mit renommierten internationalen Künstlern, aber auch Sportevents. Es sei ein „Instrument zur Förderung des Bekanntheitsgrads, des Images und der Aufwertung unserer Region“, sagte Geschäftsführer Florian Krebs bei der Begrüßung. Auch dies ein maßgeblicher Grund für die Beteiligung des Landkreises Emsland von inzwischen fast sechs Mio. Euro aus Mitteln der Wirtschaftsförderung an der Arena. Jüngste Maßnahme ist der Ausbau eines multifunktionalen Aufenthaltsbereichs, der noch in diesem Jahr fertiggestellt sein soll und mit 900.000 Euro Kreismitteln bezuschusst wird. Die Kreistagsabgeordneten zeigten sich beeindruckt vom Blick hinter die Kulissen, der neben den VIP-Logen auch den Backstagebereich umfasste.
Weiter ging es zum Bourtanger Moor, das vor seiner Kultivierung Mitte des 19. Jahrhunderts zu den größten zusammenhängenden Hochmooren in Mitteleuropa zählte. Früher als lebensfeindlich angesehen, hat sich heute die Haltung zum Moor geändert. Der Internationale Naturpark Bourtanger Moor – Bargerveen, der 2006 mit 14.000 ha als deutsch-niederländisches Gemeinschaftsprojekt gegründet wurde, zeugt davon. Langsam entstehen sie wieder, die großen Moorlandschaften mit einer einmaligen Tier- und Pflanzenwelt. Im Veenland-Express konnten sich die Teilnehmer von den Fortschritten bei der Wiedervernässung des Moores überzeugen und erreichten zum Ende der Fahrt den größten Schafstall der Niederlande in Weiteveen. Dort sind mit den Schafen die für den Moorschutz unverzichtbaren „Mitarbeiter“ untergebracht. Sie verhindern den bei der Renaturierung unerwünschten Aufwuchs von Bäumen und Sträuchern.
Ihren Abschluss fand die Kreistagsfahrt im Emsland Moormuseum in Geeste und mit der Fahrt auf der wiederhergestellten Feldbahnstrecke. Das Museum, das nicht nur die Geschichte von Moor und Torfabbau sammelt, bewahrt, erforscht und ausstellt, dient auch als Naturparkzentrum im Internationalen Naturpark Bourtanger Moor – Bargerveen und Startpunkt für Fahrradrundkurse durch das Dalum-Wietmarscher Moor.
Bild 1: Gruppenbild vor Emsflower in Emsbüren
Bild 2: Salatkulturen im Probegarten
Bild 3: Mit dem Veenland-Express durch den Internationalen Naturpark Bourtanger Moor – Bargerveen
Bild 4: Im Emsland Moormuseum stoppte die Feldbahn für den genauen Blick auf Fauna und Flora im Hochmoor. (Fotos: Landkreis Emsland)