30.10.2015

Demenz geht alle an      

Fachtag des Landkreises Emsland informiert über Krankheitsbild und Behandlungsmöglichkeiten

Meppen. Wie können Patienten mit Demenz im Krankenhaus bedarfsgerecht versorgt werden? Inwieweit profitieren sie nach einer Entlassung aus dem Krankenhaus oder nach der Diagnosestellung von der Einbindung in ambulante, demenzgerechte Versorgungsnetze? Welche Behandlungsmöglichkeiten bietet die Ergotherapie bei Menschen mit Demenz? Diese Fragestellungen standen im Mittelpunkt des Fachtages, zu dem das Demenz-Servicezentrum des Landkreises Emsland nach Lingen eingeladen hatte.

Etwa 200 Fachkräfte aus der ambulanten, stationären und teilstationären Pflege, Fachschüler, Ärzte, Therapeuten, Ehrenamtlich, pflegende Angehörige und Bürger nahmen an dem Fachtag teil. Sozialdezernentin Dr. Sigrid Kraujuttis vom Landkreis Emsland hob bei ihrer Begrüßung hervor, das das Gesundheitssystem insgesamt sowie Krankenhäuser, medizinisch-therapeutische Praxen und Einrichtungen im Besonderen vor der Herausforderung stünden, ihre Versorgungs- und Behandlungskonzepte auf die wachsende Zahl von dementen Patienten auszurichten.

Die medizinischen Aspekte der Demenz erläuterte Dr. Nicole Kersting, Fachärztin für Neurologie sowie für Psychiatrie und Psychotherapie, Krefeld. Sie führte aus, dass der Krankheitsverlauf über einen gewissen Zeitraum medikamentös verlangsamt werden könne, doch bisher keine Heilung möglich sei. Umso wichtiger sei es, Kenntnisse zum Krankheitsbild und zum Umgang mit Betroffenen zu erlangen und ihr soziales und räumliches Umfeld demenzfreundlich zu gestalten. Bluthochdruck und Übergewicht zu vermeiden, bestenfalls rauchfrei zu leben, Alkoholkonsum zu reduzieren, regelmäßig körperlich aktiv zu sein und soziale Kontakte zu pflegen – das könne einer Demenz vorbeugen.

Auf der Grundlage von Forschungsergebnissen und anhand der Erfahrungen mit dem Demenznetzwerk Krefeld stellte Katrin Krah, Diplom-Sozialpädagogin und Projektkoordinatorin für Demenz-Forschung der Alexianer GmbH Krefeld, dar, inwieweit sich demenzfreundliche Rahmenbedingungen auf die Versorgung auswirken. „Demenzerkrankte und ihre Angehörigen profitieren sehr von einer frühestmöglichen Einbindung in regionale ambulante Demenznetzwerke und soziale Bezüge“, so Krah. Das beuge ihrer Isolation und Ausgrenzung vor und könne möglicherweise Heimaufnahmen verzögern helfen. Besonders wichtig sei es, die Betroffenen und Angehörigen zeitnah, fachkundig und unabhängig über mögliche Hilfen zu informieren.

Gudrun Schaade, Ergotherapeutin, freiberufliche Dozentin für Ergotherapie und Fachbuchautorin aus Hamburg veranschaulichte, wie ergotherapeutische Behandlungen auf die besonderen Bedürfnisse von Demenzerkrankten abgestimmt werden können. Sie betonte, dass schwer nachzuvollziehende Verhaltensweisen eines Demenzkranken von besonderer Bedeutung seien. Beispielsweise über das Rücken von Stühlen gelänge es dem Betroffenen, seinen Körper wahrzunehmen. Die Fähigkeit zu abstraktem Denken nehme im Verlauf der Demenz ab, so die Expertin. In der Folge führe dies u. a. zum Verlust von Kulturtechniken wie Rechnen, Schreiben und Lesen. Trotzdem könne mit Ergotherapie zum Wohlbefinden des Betroffenen beigetragen sowie die Körper- und Sinneswahrnehmung gefördert werden. „Wenn der Verstand verloren geht, ist der Mensch noch lange nicht von Sinnen“, betonte Schaade.

Ingo Rühlmann, Pflegedienstleiter im Elisabeth-Krankenhaus Thuine, stellte die Vorteile eines speziellen Managements für demenzkranke Patienten am Beispiel der Station Raphael im Elisabeth Krankenhaus Thuine heraus. Neben positiven Erfahrungen verschwieg er aber nicht, dass es nur mit besonderem Pflegeschlüssel und speziell geschultem Personal gelingen könne, den Demenzpatienten gerecht zu werden.

Weitere Informationen sind beim Demenz-Servicezentrums Landkreis Emsland, Ansprechpartnerin Rita Wallmann, unter der Telefonnummer 05931/44-1171 und der E-Mail-Adresse rita.wallmann@emsland.de erhältlich.