Die Frage nach der Erinnerungskultur
Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta besucht Gedenkstätte Esterwegen
Esterwegen. Mit der Gedenkstätte Esterwegen besuchte Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta eine von insgesamt sechs Stationen ihrer Sommerreise. „Damit stellen Sie bewusst in den Fokus, was uns als Verantwortliche der Gedenkstätte ebenfalls umtreibt und unsere Gedenkstättenarbeit prägt: Nämlich die Frage danach, wie wir Erinnerungskultur gestalten wollen, wie es uns gelingen kann, junge Menschen zu erreichen, wie wir die Vergangenheit wachhalten und als wichtige Mahnung für die Gegenwart transportieren können“, sagte Landrat Reinhard Winter beim Empfang der SPD-Politikerin in der Gedenkstätte.
Winter bezeichnete die Gedenkstätte als „Lernort“, den insbesondere jeder emsländische Schüler im Lauf der Schulzeit mindestens einmal besucht haben sollte. Dieser Wunsch habe sich erfüllt: Seit Eröffnung der Gedenkstätte im Oktober 2011 konnten insgesamt rund 50.000 Schülerinnen und Schüler gezählt werden. In diesem Jahr bis Mai hätten bereits rund 4.200 Jugendliche mit einer Verweildauer von durchschnittlich fast drei Zeitstunden die Einrichtung aufgesucht.
Die jährlich rund 25.000 Besucher werden gedenkstättenpädogisch vom Kooperationspartner Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ), der in das Gedenkstättenkonzept integriert ist, sowie von sieben Honorarkräften betreut. Die Arbeit der Honorarkräfte wird durch die Stiftung nds. Gedenkstätten mit halbjährlich rund 4.500 Euro gefördert. Insgesamt sind unmittelbar in der Gedenkstätte 21 Personen beschäftigt, stellte Winter dar. Als ein Zukunftsprojekt nannte Winter die Umstellung der bislang einsprachigen Dauerausstellung in die Mehrsprachigkeit.
Dr. Andretta zeigte sich beeindruckt vom Engagement des Landkreises Emsland für die Gedenkstättenarbeit. In Zeiten, in denen es wieder wichtiger werde, die junge Generation gegen „das Gift aus der NS-Zeit“ zu wappnen, komme den Gedenkstätten eine große Bedeutung zu. Sie zitierte in diesem Zusammenhang den Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon."
Ihr imponiere nicht nur, die Beharrlichkeit, mit der der Landkreis Emsland die Umsetzung der Gedenkstätte betrieben habe, sondern auch ihre Authentizität wie sie insbesondere und gerade durch die gewählte abstrakte Formensprache erreicht werde, beispielsweise bei der symbolischen Darstellung der Häftlingsbaracken durch Baumpakete, so Dr. Andretta weiter.
Auch der Eintrag ins Goldene Buch des Landkreises Emsland stand auf dem Programm. Bei der anschließenden Gesprächsrunde sicherte der Gast aus Hannover zu, die Arbeit der Gedenkstätte auch künftig unterstützen zu wollen und versprach dabei konkret Hilfe für die gedenkstättenpädagogische Begleitung von Gruppen und beim Projekt Umstellung in die Mehrsprachigkeit.
Bild: Dr. Gabriele Andretta (3. v. r.) besuchte auf ihrer Sommerreise auch die Gedenkstätte Esterwegen und wurde hier von Landrat Reinhard Winter (2. v. l.) und Kreistagsabgeordneten empfangen. (Foto: Landkreis Emsland)