10.06.2013

"Durch Erinnern eine gute Zukunft schaffen"

Gedenkstätte Esterwegen stellt Geschichtswerkstatt Minsk

Meppen. Zum bebilderten Vortrag „Erinnerungskultur in Belarus am Beispiel der Geschichtswerkstatt Minsk“ lädt die Gedenkstätte Esterwegen, Hinterm Busch 1, am Sonntag, 16. Juni, um 15 Uhr ein. Aksana Yankovich aus Minsk (Belarus), die seit September 2012 ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Gedenkstätte Esterwegen absolviert, stellt die Geschichtswerkstatt vor, in der sie nach ihrem Studium zwei Jahre gearbeitet hatte. Der Eintritt ist frei.

Im Jahr 2003 eröffneten das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund, die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ Minsk und der Verband der belarussischen jüdischen Organisationen und Gemeinden das belarussisch-deutsche Gemeinschaftsprojekt „Geschichtswerkstatt“. In einem der letzten noch erhaltenen Gebäude auf dem ehemaligen Gelände des jüdischen Ghettos Minsk arbeiten Belarussen und Deutsche gemeinsam daran, „durch das Erinnern an die Vergangenheit eine gute Zukunft zu schaffen" (ehemaliger Bundespräsident Johannes Rau).

Kaum ein Land in Europa ist vom Zweiten Weltkrieg so getroffen worden wie Belarus (Weißrussland). Jüngeren Schätzungen zufolge, forderten der Krieg und die deutsche Besatzungsherrschaft zwischen 1941 und 1944 hier annähernd drei Millionen Opfer, darunter über 700.000 Juden und Zehntausende Kriegsgefangene. 380 000 Menschen wurden zudem zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Viele Zivilisten wurden im Rahmen der Kampfhandlungen, der „Partisanenbekämpfung“ und der Politik der „verbrannten Erde“ getötet.

Bereits kurz nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 besetzte die Wehrmacht Minsk. Zu dieser Zeit lebten hier etwa 80.000 Juden. Mit dem Ghetto in Minsk entstand am 20. Juli 1941 das zweitgrößte Ghetto auf dem Territorium der UdSSR mit zeitweise bis zu 100.000 Menschen. Seit November 1941 wurden hier zudem aus Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Berlin und Königsberg sowie Wien und Brünn mindestens 20.000 deportierte Juden untergebracht. Zum Zeitpunkt der Auflösung im Oktober 1943 gab es kaum Überlebende im Minsker Ghetto.

Im Herbst 1941 errichteten die Nationalsozialisten etwa 13 km von Minsk mit Maly Trostenez das größte Vernichtungslager auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Hier wurden zwischen 60.000 und über 200.000 Menschen – belarussische und deportierte ausländische Juden, Kriegsgefangene, Partisanen und Untergrundkämpfer sowie Einwohner von Minsk - vergast, erschossen, verscharrt, später exhumiert und verbrannt. Offiziell dient ein Obelisk als Erinnerungsort. Ergänzend zu ihrem Vortrag zeigt Yankovich einen kurzen Film über den Architekten Leonid Lewin, der Kriegsdenkmäler und Erinnerungsorte zu seinem Lebensthema machte.

Die Gedenkstätte Esterwegen ist unter der Telefonnummer 05955/988950 sowie im Internet unter
www.gedenkstaette-esterwegen.de zu erreichen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr. Montags bleibt die Gedenkstätte geschlossen.