15.10.2019

„Ein gutes Leben mit Demenz“

Fachtag Demenz brachte neue Impulse


Lingen. Nahezu 200 Fachkräfte der stationären und ambulanten Pflege und Betreuung, Mediziner, Therapeuten, Fachschüler sowie pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz und Betroffene – besuchten den Fachtag Demenz, der im Rahmen der Gesundheitsregion Emsland vom Demenz-Servicezentrum des Landkreises Emsland im Ludwig-Windthorst-Haus Lingen ausgerichtet wurde.


„Wenn von Demenz die Rede ist, denken wir in erster Linie darüber nach, wie den Betroffenen geholfen werden kann. Doch dürfen wir die professionell Pflegenden und die pflegenden Angehörigen nicht aus dem Blick

verlieren, sie leisten wertvollste Arbeit“, führte Sozialdezernentin Dr. Sigrid Kraujuttis in den diesjährigen Fachtag ein. Der Fachtag Demenz biete eine Plattform, um über das Krankheitsbild aufzuklären und auf die Situation von Betroffenen und deren Angehörigen sowie Pflege- und Bezugspersonen aufmerksam zu machen, so Kraujuttis weiter.


Drei Fachreferenten gaben in ihren Vorträgen wichtige Impulse für die Arbeit und den Umgang mit Menschen mit Demenz: Cornelius Weiß, Mediziner am Klinikum Darmstadt und Autor des Buches „Ein gutes Leben mit Demenz“ stellte die Entwicklung der Demenz in seinen verschiedenen Stadien vor. Die Begegnung mit demenziell erkrankten Menschen könne kommunikative und andere belastende Grenzerfahrungen mit sich bringen. Es gebe Verhaltensweisen die frustrierend und verstörend sein könnten, doch auch Momente, die als intensiv und schön erlebt würden. Eine kooperative Haltung, Wertschätzung und Würde, ein langsames Tempo im Umgang mit Menschen mit Demenz sowie der Einsatz nonverbaler Kommunikation seien der Schlüssel zu einer gelingenden Beziehungsgestaltung mit altersverwirrten Menschen, stellte Weiß in seinem Modell für Kooperation, Wertschätzung und Würde, Langsames Sprechen, Nonverbale Kommunikation, kurz KO-WE-LA-NO, vor.

 

„Hut ab vor Menschen mit Demenz, die auf unsere herausfordernden Verhaltensweisen so gnädig reagieren“, mit diesem Zitat führte anschließend Dr. phil. Dieter Hoffmann, in seinen tiefgründigen und zugleich humorvollen Vortrag ein. Das Erleben und die Reaktionen desorientierter Menschen mit Demenz würden von den vermeintlich Gesunden häufig nur schwer verstanden. Sich in die Vorstellungswelt eines desorientierten Menschen hineinzuversetzen, ihre Realität und ihr Verhalten zu respektieren, schaffe Sicherheit und verringere Stress bei Betreuern und Betreuten. Hoffmann zeigte auf, wie bedeutsam Kenntnisse über die Biografie des Betroffenen für die Beziehungsarbeit sind.


Eine weitere Anwendung im alltäglichen Umgang mit Menschen mit Demenz bietet das Marte Meo Konzept, das Cordula Bolz in ihrem Vortrag vorstellte. Marte Meo stelle eine auf Videoanalyse basierende Kommunikationsmethode dar, durch die Qualitätsstandards für die Gestaltung alltäglicher Interaktionen sichtbar gemacht würden. Marte Meo bedeute so viel wie „etwas aus eigener Kraft erreichen“, erläuterte die Dipl. Sozialgerontologin und Sozialarbeiterin in dem abschließenden Vortrag des Fachtages.


Frau Sievering, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit beim Landkreis Emsland führte aus, dass rund 5000 Menschen mit Demenz im Emsland leben. Um die Zahl der Betroffenen zu minimieren, müsse es einen medizinischen Durchbruch in der Behandlung geben, so Sievering weiter. In der Gesundheitsregion Emsland wird dem Krankheitsbild Demenz eine ganz besondere Bedeutung beigemessen. Das Demenz-Servicezentrum Landkreis Emsland ist seit 2011 als zentrale Anlaufstelle implementiert worden. Fragen hierzu beantwortet die Koordinatorin der Einrichtung, Rita Wallmann, unter der Telefonnummer 05931 44-1171 oder per E-Mail rita.wallmann@emsland.de.

 


Bild: Viele interessierte Besucherinnen und Besucher beim diesjährigen Fachtag Demenz im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen. (Foto: Landkreis Emsland)