02.03.2016

"Ein schönes Stück Deutschland"       

Bundespräsident Gauck beeindruckt von Bildungsregion Emsland

Meppen. Die Freude an ihrem Studium ist ihnen anzumerken. Lebhaft berichteten fünf Studenten des Campus Lingen der Hochschule Osnabrück Bundespräsident Joachim Gauck und seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt von ihrem Dualen Studium und der engen Verknüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft. Als besonderen Vorteil sahen sie dabei an, dass das erlernte Wissen praktisch in den Unternehmen angewandt werde. Der Campus Lingen war die letzte Station der Reise des Bundespräsidenten durch die „Bildungsregion Emsland“.

Ganz zu Beginn hatte er das Unternehmen Krone in Spelle besucht, wo er Gespräche mit Auszubildenden und Ausbildern führte. Wie wichtig angesichts des Fachkräftemangels die Anstrengungen der Bildungsregion seien, betonte auch Firmenchef Bernard Krone. Mit Praktika, Schülerfirma, Kooperationen mit Schulen und Hochschulen wirbt Krone um den Nachwuchs. Unterstützt wird er dabei von der Politik. „Bildung ist unser Kapital“, sagte Landrat Reinhard Winter. Mit der Bildungsregion würden fließende Übergange von den Kitas in die Schulen, von dort in die Unternehmen oder ins Studium geschaffen. „Uns gelingen damit Abschlüsse mit Anschluss“, betonte Winter. Frauke Heiligenstadt, Niedersächsische Kulturministerin, machte ebenfalls deutlich, dass gute Bildungsangebote entscheidende Faktoren für die Stärke und Attraktivität der Städte und Regionen sei. Das Land unterstützt und fördert die Bildungsregionen.

Von Krone ging es weiter ins Windthorst-Gymnasium (WGM) in Meppen, dessen Träger der Landkreis Emsland ist. Hier erfuhr der Besuch aus Berlin an den drei Themeninseln „Zusammenarbeit Grundschule-Gymnasium“, „Fördern und Fordern“ und „Berufsorientierungskonzept“, was wesentliche Bestandteile der Bildungsarbeit am WGM sind. Schüler und Lehrer erläuterten Gauck, beispielsweise wie man mit findigem Kopf kleine selbstkonstruierte Maschinen baut und in Bewegung setzt. Schüler der Roboter-AG traten damit 2014 auch bei den Weltmeisterschaften der First Lego League in den USA an. Ein Bad in der (Schüler-)menge nahm Gauck auf dem Weg über den Schulhof zurück zu seinem Wagen.

Bei der Firma Otten, Kälte-Klima-Elektrik, in Meppen gab es Anschauungsunterricht: Neuntklässler der Johannes-Schule in Meppen hatten im Rahmen des Wahlpflichtkurses Technik bei dem Meppener Mittelständler ein Projekt umgesetzt, bei dem die Abwärme eines Kühlschranks zum Erhitzen einer Dose Bockwürstchen genutzt wurde. Auch hier funktioniert das möglichst frühe Interessewecken an Beruf und Unternehmen durch die enge Kooperation mit den Schulen. Aber auch in den Flüchtlingen sieht Unternehmer Otten eine Ressource gegen den Fachkräftemangel: Ghebrehiwet Habteab Habtezgi beispielsweise, Flüchtling aus Eritrea, machte ein Praktikum im Unternehmen.

Der Besuch des Bundespräsidenten schloss mit einem Bürgerempfang im IT-Zentrum in Lingen ab, bei dem insbesondere die Arbeit der Ehrenamtlichen in Wirtschaft, Bildung und Kommunalpolitik im Blickpunkt stand. Insgesamt zeigte sich der Bundespräsident beeindruckt vom Emsland und lobte es als „schönes Stück Deutschland“. „Ich werde es in die Annalen im Bundespräsidialamt schreiben: Dies ist eine Gegend, in die man fahren sollte, wenn man mal trübsinnig ist“, war er insbesondere von der zupackenden Art und der engen Verzahnung aller Akteure angetan. Gauck stellte die Menschen heraus, die sich etwas zutrauen, die Verantwortung übernehmen. „Das ist nicht nur der Herr Gauck, der ihnen dankt. So oft kommt hier kein Bundespräsident vorbei: Jetzt hat ihnen gerade Deutschland danke gesagt“, so Gauck.
 

 
Hier sehen Sie eine Diastrecke des Besuchs am 1. März (Fotos: Landkreis Emsland, Stefan Schöning):