15.06.2022

Eröffnung der Sonderausstellung „Dimensionen eines Verbrechens. Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg“

Ab 26. Juni in der Gedenkstätte Esterwegen

 

Esterwegen. Am 22. Juni 1941 überfällt das Deutsche Reich die Sowjetunion. Bis Kriegsende nimmt die Wehrmacht etwa 5,7 Millionen Angehörige der Roten Armee gefangen. Ihre Behandlung ist verbrecherisch. Insgesamt kommen mehr als drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene um. Obwohl sie damit eine der größten Opfergruppen deutscher Massenverbrechen sind, wird bis heute kaum an sie erinnert. Die zweisprachige Ausstellung des Museums Berlin-Karlshorst will die Geschichte der sowjetischen Kriegsgefangenen einem breiten Publikum nahebringen und bietet einen ersten Einstieg in das Thema. Die Wanderausstellung unter dem Titel „Dimensionen eines Verbrechens. Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg“ wird am Sonntag, 26. Juni, in der Gedenkstätte Esterwegen eröffnet. Die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Babette Quinkert (Museum Berlin-Karlshorst), hält aus diesem Anlass vor geladenem Publikum einen einführenden Vortrag.

 

Auch in den Kriegsgefangenenlagern des Emslandes und der Grafschaft Bentheim und den zugehörigen regionalen und überregionalen Arbeitskommandos kamen zwischen 1941 und 1945 mehr als 20.000 sowjetische Kriegsgefangene um. Ein Gedenkbuch-Projekt der Gedenkstätte Esterwegen und der Gemeinde Geeste trägt seit 2019 zu möglichst vielen dieser Kriegsgefangenen detaillierte Angaben zur Biografie, zur Gefangenschaft und zur letzten Ruhestätte zusammen, die Online-Publikation soll noch in diesem Jahr erfolgen.

 

Die Wanderausstellung, die erstmals anlässlich des 80. Jahrestags des Überfalls auf die Sowjetunion 2021 im Museum Berlin-Karlshorst von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet wurde, möchte die vielfältigen Schicksalswege der sowjetischen Kriegsgefangenen thematisieren und einem breiten Publikum nahebringen. Damit wird eine der größten Opfergruppen von NS-Masseverbrechen in den Blick genommen, die in der Bundesrepublik Deutschland bis heute in der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird.

 

In neun Kapiteln geben die Ausstellungen einen thematischen Überblick bis in die Gegenwart. Zwölf Biographien stellen individuelle Schicksale vor und eine Europakarte zeigt ausgewählte Lagerorte und Opferzahlen. Zwei Medienstationen ergänzen die Erzählung: Sie ermöglichen die Recherche zu ausgewählten Gedenkorten und eine quellenkritische Auseinandersetzung mit Fotografien. In einem Blätterelement finden sich zudem zentrale Dokumente.

 

Die Eröffnungsveranstaltung findet im Rahmen der Aktionswoche des „Hilfsnetzwerks für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine“, das aus mehr als 46 Gedenkstätten, Museen und Erinnerungsinitiativen gebildet wird, darunter auch die Gedenkstätte Esterwegen (hilfsnetzwerk-nsverfolgte.de), statt.

 

Die Ausstellung wird bis zum 14. Dezember 2022 während der Öffnungszeiten der Gedenkstätte Esterwegen (dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr) zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.

 

Der Begleitband ist während der Laufzeit der Ausstellung zum ermäßigten Preis von 15 Euro in der Gedenkstätte Esterwegen erhältlich.