06.04.2017

Gedenkstätte: Erste Volontärin nimmt Arbeit auf

Anna-Lena Többen unterstützt Team seit Anfang April – Landrat begrüßt neue Kraft

 

Meppen. Sie ist die erste Volontärin der Gedenkstätte Esterwegen: Anna-Lena Többen hat am 1. April ihre Arbeit aufgenommen. Landrat Reinhard Winter als Vorsitzender des Stiftungsvorstandes und Dr. Andrea Kaltofen, Geschäftsführerin der Stiftung, begrüßten die 29-Jährige offiziell im Meppener Kreishaus.

„Die Stiftung Gedenkstätte Esterwegen hat ein zweijähriges Volontariat ausgeschrieben, um wissenschaftlichem Nachwuchs die Möglichkeit zu geben, die im Studium erworbenen Kenntnisse zu vertiefen und in der Praxis zu erproben. Die Stiftung Gedenkstätte Esterwegen sieht sich in der Verpflichtung, jungen Wissenschaftlern eine Starthilfe in das Berufsleben zu geben“, begründet Winter die Einrichtung eines Volontariatsplatzes.

 

Besonders begrüßenswert sei es, dass mit der neuen Volontärin auch die Angebotspalette der Gedenkstätte beispielsweise durch Lesungen erweitert werden könne, betont Kaltofen. Auch der von Többen gesetzte Schwerpunkt der „Holocausteducation“ im Internet und die Auseinandersetzung mit Zukunftskonzepten für die Gedenkstätte, böten neue Impulse bei der Gedenkstättenarbeit.

 

„Ich freue mich insbesondere auf die didaktische Arbeit mit Schulklassen und bei Lehrerfortbildungen, aber auch auf die wissenschaftliche Arbeit in der Gedenkstätte“, sagt Többen. Gelegenheit dazu erhält sie bereits in dieser Arbeitswoche, in der allein zwölf Schulklassen der 9. bis 11. Jahrgangsstufen verschiedener Schulen für mehrstündige Seminare angemeldet sind. Darüber hinaus steigt die neue Volontärin direkt in die aktuellen Planungen für das nächste Seminar ein, das die Gedenkstätte Esterwegen und die Historisch-Ökologische Bildungsstätte in Papenburg im Herbst gemeinsam durchführen werden.

 

Többen, 1988 in Sögel geboren, studierte von 2009 bis 2013 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Germanistik und Geschichte. Sie schloss das Studium mit dem Bachelor of Arts ab. Thema ihrer Abschlussarbeit war das „Gedenken und Mahnen im Schtetl Roman“, in der sie das Leben in jüdischen Dörfern vor der Shoa anhand der Romane „Everything is illuminated“ von Jonathan Safran Foer und „Und da kam Frau Kugelmann“ von Minka Pradelski untersuchte.

 

Die Verknüpfungen zur Gedenkstätte Esterwegen ergaben sich bereits während der Studienzeit: Als studentische Volontärin war Többen am Institut für westfälische Regionalgeschichte Münster beschäftigt, dessen ehemaliger Leiter Prof. Bernd Walter Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen ist. Ein Freiwilliges Soziales Jahr im Bereich Kultur absolvierte Többen 2008/2009 im damaligen DIZ Papenburg.

 

Aktuell schließt Többen den Masterstudiengang ab. Wenn die Prüfungen erfolgreich hinter ihr liegen, hat sie die Abschlüsse als Master of Arts im Fach Kulturpoetik/Komparatistik als auch Master of Education in den Fächern Geschichte und Germanistik inne. Die Frage, wie ein Sprechen über den Holocaust vor dem Hintergrund unvorstellbaren Schreckens und Leids möglich ist, greift Többen in ihrer Masterarbeit mit dem entsprechend gewählten Titel „Eine Art Erzählbarkeit“ auf. Thema der Arbeit ist der Roman „Eine Art Liebe“ von Katharina Hacker, in dem die Überlebensgeschichte des israelischen Historikers und Autors Saul Friedländer adaptiert wird. Der Holocaustüberlebende setzte sich mit der Frage auseinander, wie die Fassungslosigkeit angesichts der Shoa in geschichtswissenschaftlichen Werken vermittelt werden kann.

 

Bild: Landrat Reinhard Winter (l.) und Dr. Andrea Kaltofen (r.), Geschäftsführerin der Gedenkstätte, begrüßten Anna-Lena Többen, die erste Volontärin der Gedenkstätte Esterwegen. (Foto: Landkreis Emsland)