30.04.2019

"Gedenkstätten stellen sich gegen Rechts breit auf"

Topographie des Terrors gründet Arbeitsgemeinschaft

 

Esterwegen. In der „Topographie des Terrors”  wurde jetzt die Arbeitsgemeinschaft (AG) Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager (AGGOK) gegründet. Das Berliner Projekt "Topographie des Terrors" besteht seit 1987. Es dokumentiert und arbeitet den Terror in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland auf.

 

Zu den ersten Mitgliedern der AG zählen in Niedersachsen die KZ-Gedenkstätte Moringen sowie die Gedenkstätte Esterwegen.

 

Landrat Reinhard Winter, Vorsitzender der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen, betont: "Die wichtige Arbeit der Gedenkstätte Esterwegen und der Gedenkstätten in Deutschland überhaupt erfährt damit eine bessere Verzahnung und stellt sich breit auf, um gegen neonationalistische Strömungen und rechtes Gedankengut anzukämpfen".

 

Weitere Mitglieder sind in Baden-Württemberg das Projekt Lernort Kislau (Karlsruhe), das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg (Ulm),  in Bayern die KZ-Gedenkstätte Dachau, in Berlin die Stiftung Topographie des Terrors, Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße, in Brandenburg die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen (Oranienburg), in Hessen die Gedenkstätte Breitenau (Guxhagen), in Rheinland-Pfalz die Gedenkstätte KZ Osthofen und die Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt a. d. W., in Sachsen die Geschichtswerkstatt Sachsenburg (Frankenberg/Sachsen), in Sachsen-Anhalt die Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin und in Schleswig-Holstein die Gedenkstätte Ahrensbök.

 

Ziel der neuen Arbeitsgemeinschaft ist neben einem bundesländerübergreifenden Wissenstransfer die gegenseitige Unterstützung bei wissenschaftlichen Forschungsvorhaben sowie ein Austausch über die historisch-politische Bildungsarbeit.

 

Bereits konkret formulierte Vorhaben sind die Erarbeitung und Realisierung einer öffentlichen Tagung sowie einer gemeinsamen Ausstellung für das Themenjahr 2023, in welchem sich die Machtübergabe an die Nationalsozialisten und mit ihr die Errichtung der ersten Konzentrationslager zum 90ten Mal jährt. Darüber hinaus soll schon im kommenden Jahr eine Handreichung für einen schulischen Projekttag zum Thema „Frühe Lager” präsentiert werden.

 

Deutschlandweit wurden 1933 rund 100 frühe Konzentrationslager errichtet. Sie waren das Terrorinstrument, mit welchem die Nationalsozialisten ihre politischen Gegner ausschalteten und ihre Machtposition demonstrierten.

Die heutigen Gedenkstätten und Erinnerungsorte machen diese einzigartigen historischen Orte sichtbar und zeigen auf, wie rasant und rücksichtslos der Übergang von einer Demokratie zu einer Diktatur verlaufen kann.

In Zeiten nationalistischer und rechtspopulistischer Tendenzen in Deutschland und anderen Ländern Europas stehen Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager in besonderer Verantwortung.

 

Weitere Institutionen und Initiativen sind eingeladen, sich der AG anzuschließen.