01.10.2021

Goldfund in Emsbüren

Ackerfläche gibt Münzen frei -  "archäologischer Krimi"

 

Meppen/Emsbüren. Auf einer Ackerfläche und in einem Waldstück bei Emsbüren, Landkreis Emsland, wurden zehn Goldmünzen aus dem 14. Jahrhundert gefunden. Wie sie in den Boden gelangten, bleibt unklar.

Die Entdeckung der Münzen ist dem Emsländer Markus Elfert zu verdanken. Er fand die erste Münze im vergangenen November auf einem Acker bei Emsbüren und drei weitere nah zusammen, ca. 18 Meter entfernt, am Rand eines Wäldchens. Der Fund wurde am vergangenen Donnerstag (30. September) im Emsland Archäologie-Museum, Meppen, von Landrat Marc-André Burgdorf, Dr. Philipp Scheid (Leiter der Abteilung Kultur des Landkreises Emsland), Dr. Jana Esther Fries (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege) und Thomas Kassens (Kreisarchäologe des Land-kreises Emsland) der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Nach dem Fund überprüften Fachleute des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD) im Dezember 2020 und März 2021 die Fundstelle. Ihre Nachgrabungen erbrachten sechs weitere Goldmünzen. Neun der zehn Münzen fanden sich dicht beieinander, in Abständen von 30–70 Zentimetern. Eine wurde dagegen in rund 18 Metern Entfernung entdeckt und dürfte vom Pflug verschleppt worden sein. Sie lagen bis zu 25 Zentimeter unter der Oberfläche. Bei den Nachsuchungen wurden die Fundstelle und ihre Umgebung mit Schaufeln, Bagger und Metallsonden gründlich überprüft, sodass keine weiteren Münzen vor Ort verblieben sein dürften.

 

Vier der Münzen stammen aus Frankreich, sechs aus Deutschland. Drei werden als »Ecu d’or« bezeichnet und wurden unter König Philipp VI. (1328–1350) ab 1337 geprägt. Die sechs deutschen Münzen entspre-chen dem Typ »Goldener Schild«. Dabei handelt es sich um eine Nachahmung eben dieser Ecus, die vom deutschen Kaiser Ludwig IV. (1328–1347), genannt »der Bayer«, geprägt wurden. Sie sehen den französi-schen Stücken sehr ähnlich, zeigen aber natürlich den deutschen Kaisernamen und das Reichswappen statt der französischen Lilien. Die zehnte Münze, ein »Pavillon d´or«, 

stammt wiederum von Philipp VI., wurde ab 1339 geprägt und zeigt einen sitzenden Herrscher vor einem Zelt, das mit Lilien verziert ist.

 

Der Fund ist von großem landesgeschichtlichem Interesse. Er stellte für seine Zeit einen ganz erheblichen Wert dar und es ist kaum vorstellbar, dass er einfach verloren wurde. Allerdings weist im Umfeld des Fundortes auch nichts darauf hin, wer einen solchen Schatz absichtlich verborgen haben könnte.

 

Besonders interessant ist das gemeinsame Vorkommen der deutschen und französischen Münztypen. Historisch ist bekannt, dass die deutschen Münzen aus Gold geprägt wurden, das der englische König Edward III. an Ludwig den Bayern zahlte, um dessen Neutralität im hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich zu gewährleisten.

 

„Wir haben damit ein wertvolles Puzzleteil der Geschichte unserer Region gefunden, das noch vollständig entschlüsselt werden muss. Die Aufklärung der offenen Fragen rund um diesen Fund gleicht fast einem archäologischen Krimi“, sagt Landrat Burgdorf.

 

Auch Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, zeigt sich begeistert: »Wieder einmal fasziniert ein Goldfund in Niedersachsen die Öffentlichkeit, und es ist den Archäologinnen und Ar-chäologen im Landesamt für Denkmalpflege und im Landkreis Emsland zu verdanken, dass hier mit schnellem Handeln wertvolles Kulturgut für zukünftige Generationen und die Wissenschaft bewahrt werden konnte.«

 

Bild 1: ( v. l.) Dr. Philipp Scheid, Abteilungsleiter Kultur beim Landkreis Emsland, Landrat Marc-André Burgdorf, Dr. Jana Fries, Finder Markus Elfert, Kreisarchäologe Thomas Kassens präsentieren den Goldfund. (Foto: Korte/use)

 

Bild 2: Die Goldmünzen stammen aus dem 14. Jahrhundert und waren Jahrhunderte lang im Ackerboden verborgen. (Foto: Nds. Landesamt für Denkmalpflege)