„Grenze darf künftig keine Barriere mehr sein“
Deutsch-niederländischer Fachtag: Vernetzung auf Ebenen der Bildung angestrebt
Rhede. „Unser heutiges Treffen soll der Auftakt für einen dauerhaften Austausch zwischen unseren beiden Ländern sein, den wir von der Kindertagesstätte über Schule bis hin zur Berufsausbildung und zur Gewinnung von Fachkräften etablieren wollen“. Mit diesen Worten leitete Landrat Reinhard Winter den deutsch-niederländischen Fachtag in der Ludgerusschule in Rhede (Ems) ein. Ziel der Initiative, die im Rahmen der Bildungsregion Emsland stattfand, ist es, sich in beiden Nachbarländern auf allen Ebenen der Bildung von der Kita bis zur Erwachsenenbildung zu vernetzen.
Vor einem Publikum aus deutschen und niederländischen Fach- und Führungskräften aus Kindertagesstätten, Schulen und dem Bildungsbereich machte Winter deutlich, dass gegenseitiges Vertrauen, Verständnis und die Kenntnis der landestypischen Gepflogenheiten die Grundlage für ein erfolgreiches Miteinander darstellten. „Wir wollen heute versuchen, das Verbindende und nicht das Trennende herauszuarbeiten“, sagte er. Winter verwies auf die Bedeutung der Sprachkenntnisse hierfür, die möglichst früh erworben werden sollten, und regte an, dies an den Schulen durch gemeinsame Projekte, Klassenfahrten und Tagesausflüge weiterzuführen. Lehrkräfte sollten in diese Schul- und Ausbildungspatenschaften einbezogen werden. „Für Arbeitskräfte, Facharbeiter und Studenten darf die Grenze künftig keine Barriere mehr bei der Wahl des Arbeits- oder Studienortes sein – eine Vision für unsere Region“, betonte Winter.
Als Beispiele für bereits erfolgreich bestehende Kooperationen nannte er den gemeinsamen Ausbau der Autobahn 31 und der Europastraße 233 sowie für den kulturellen bzw. touristischen Bereich den Naturpark Moor – Veenland, der bereits seit mehr als zehn Jahren die beiden Landkreise Grafschaft Bentheim und Emsland mit der niederländischen Provinz Drenthe verbindet.
Die Fachreferentin Kerstin Schweighöfer, gebürtige Deutsche, freie Autorin und Auslandskorrespondentin, die in den Niederlanden lebt und arbeitet, vermittelte allen Teilnehmern ihre Sicht auf die niederländischen Nachbarn. Humorvoll berichtete sie von den kleinen und großen Unterschieden der beiden Länder beispielsweise im niederländischen Gesundheitswesen. Kaum ein Volk schlucke so wenig Pillen und Medikamente wie die Niederländer, sagte sie. Auch in der niederländischen Sprache mit ihren Ähnlichkeiten zur deutschen Sprache begegneten einem immer wieder die „falschen Freunde“ der Übersetzung. Beste Beispiele: „bellen“, was auf Niederländisch bedeutet, jemanden anzurufen, mit ihm zu telefonieren. Das deutsche „doof“ bedeute taub, und „klar“ stehe im Niederländischen mit leicht veränderter Schreibweise („klaar“) für „fertig, aus“.
Schweighöfer stellte eine zunehmende Sympathie beider Länder fest. So werde Deutschland mehr und mehr als Urlaubsland erschlossen und nicht nur durchquert oder umfahren. Schlusszitat aus ihrem Buch „Auf Heineken können wir uns eineken – Mein fabelhaften Leben zwischen Kiffern und Kalvinisten“ lautet deshalb auch: „Freu Dich doch (…) Bislang habt ihr Deutschen uns Niederländer doch immer einseitig so toll und putzig gefunden (…) Jetzt wird diese Liebe erwidert.“
Im weiteren Verlauf des Vormittags wurde die künftige gemeinsame Vorgehensweise zur Etablierung eines dauerhaften Kontakts in vier deutsch-niederländischen Workshops erarbeitet. Darüber hinaus wurden Best-Practice-Beispielen aus Kitas, Schulen und Einrichtungen der beruflichen Bildung vorgestellt.
Bild: (v. l.) Jan Held von der Maximilianschule Rütenbrock, Autorin und Journalistin Kerstin Schweighöfer, Landrat Reinhard Winter und Otto Büning, Schulleiter der Ludgerusschule in Rhede hielten bei dem deutsch-niederländischen Fachtag im doppelten Wortsinn den europäischen Gedanken hoch. (Foto: Landkreis Emsland)