21.04.2022

„Gustav Flohr – Noch ein Partisan!“

Buchvorstellung mit Prof. Jörg Becker zum Gedenken an 8. Mai 1945 – Wenige Plätze vorhanden

 

Esterwegen. Der Remscheider Gustav Flohr war Unteroffizier, Kommunist, Putschist im Kapp-Putsch, Abgeordneter im Reichstag und Mitglied der Reichsführung der Roten Hilfe, Offizier im Spanischen Bürgerkrieg, Bataillonskommandant bei der frz. Résistance und 1945/1946 Oberbürgermeister von Remscheid. Prof. Jörg Becker, Biograph von Gustav Flohr, stellt anlässlich des Gedenkens an das Kriegsende 1945 am Sonntag, 8. Mai 2022, um 15 Uhr sein Buch über diese interessante Persönlichkeit in der Gedenkstätte Esterwegen vor.

 

Nachfahren von Weggefährten Flohrs bzw. von ehemaligen Häftlingen und Strafgefangenen der Konzentrations- und Strafgefangenenlager im Emsland nehmen an der Veranstaltung teil. Der Vortrag wird durch ein Grußwort des Stiftungsvorstandsvorsitzenden der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen, Landrat Marc-André Burgdorf, eröffnet. Die musikalische Begleitung übernimmt Johannes Becker.

 

Schon Mitte März 1933 wurde Flohr wegen seiner politischen Tätigkeit in Düsseldorf verhaftet und war dort bis zum 9. April in „Schutzhaft“. Von März 1933 bis zum 19. Februar 1935 musste er eine ganze Reihe weiterer Haftorte durchlaufen: Gefängnis „Ulmer Höh“ in Düsseldorf, Konzentrationslager (KZ) Brauweiler, KZ Börgermoor, KZ Brandenburg/Havel, KZ Lichtenburg, Zentralgefängnis Halle, Gerichtsgefängnis Düsseldorf-Derendorf, Gefängnis Wuppertal-Bendahl und das Amtsgerichtsgefängnis Wuppertal-Barmen.

 

Seine Zeit im KZ-Börgermoor im Emsland war für ihn prägend. Dort nahm er einen prominenten Platz in der Baracke 10 ein. „Ich kam in die Baracke 10. Diese Baracke wurde die der Verbrecher genannt. Hier in der Baracke 10 spielte sich auch die politische Initiative ab, die von uns aus im Lager ausgeübt wurde.“ In dieser überaus politischen Baracke lebten neben Gustav Flohr u. a. Karl Schabrod und Rudi Goguel. Der kommunistische Politiker Karl Schabrod (1900-1981) war in der NS-Zeit in verschiedenen Zuchthäusern und von 1947 bis 1950 Fraktionsvorsitzender der KPD im Düsseldorfer Landtag. Rudi Goguel (1908-1976) war der Komponist des berühmten Liedes „Die Moorsoldaten“, dessen Uraufführung im KZ Börgermoor von ehemaligen Mitgliedern des Solinger Arbeitergesangvereins vorgenommen wurde. Außer Gustav Flohr saßen im KZ Börgermoor viele Remscheider Kommunisten, auch einige seiner Verwandten. Das „rote“ Bergische Land mit Wuppertal, Solingen und Remscheid war im KZ Börgermoor zahlreich vertreten. Aus Solingen waren dort später u. a. der Künstler Ernst Walsken und Albert Müller, Bürgermeister in Solingen 1945/46, inhaftiert.

 

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen statt. Es sind nur noch wenige Plätze verfügbar. Eine verbindliche Anmeldung wird unter besucherdienst@gedenkstaette-esterwegen.de entgegen genommen.