Innovation für den Acker
Landkreis Emsland unterstützt mit Wirtschaftsförderung neues Antriebskonzept für Güllewagen
Bawinkel. Das neue von der Firma Wienhoff aus Bawinkel zur Marktreife gebrachte Gerät optimiert die Feldarbeit. „Es ist die erste 30 to-Triebachse an einem Güllewagen in Europa“, sagt Geschäftsführer Franz Hinken. Zuwendungen des Landkreises Emsland aus dem Programm „Beschäftigung durch Innovation“ haben die Entwicklung ermöglicht.
„Um zur Zukunftsfähigkeit des Unternehmens beizutragen, haben wir mit Beschluss des Kreisausschusses vom Dezember 2017 die Fördermittel für den Güllewagen mit neuem Antriebskonzept bereitgestellt“, betont Landrat Reinhard Winter.
Angehängte Güllefässer werden gezogen. Ist der Boden im Frühjahr aber feucht, kann dies problematisch sein. Auch sei wegen der seit Juni 2017 geltenden Düngeverordnung zur direkten Einarbeitung von Wirtschaftsdünger wie Gülle oder Gärsubstrat und der gesetzlich kürzeren Ausbringzeit eine neue Fahrzeuggeneration gefragt, die verschiedene Geräte zur Ausbringung aufnehmen kann, erläutert Matthias Vehring vom Vertrieb des Unternehmens. Wienhoff hat daher ein einachsiges Güllefass mit einer hydraulischen Triebachse ausgestattet, die besonders Flächen schonend arbeitet. Die neue Maschine stellt auch eine gute Alternative zum Gülleselbstfahrer dar: Die Innovation ist bei Anschaffungskosten von rund 160.000 Euro deutlich preiswerter als die bis zu 650.000 Euro teuren Gülleselbstfahrer.
Da es am Markt noch keine Achse mit der erforderlichen Tragkraft und Antriebsleistung gab, machte sich Wienhoff frei nach dem hauseigenen Leitspruch „Ihr Anspruch ist unser Antrieb“ ans Werk. Entstanden ist nun ein wendiger einachsiger Güllewagen mit angetriebener Achse, breiter Bereifung und einer Vierpunkthydraulik am Heck, um verschiedene Einarbeitungsgeräte anbauen zu können. Dieser Einachsgüllewagen mit Anbaugerät wird hinter eine schon vorhandene Zugmaschine gehängt. In dieser Konstellation werden die Antriebskräfte und Achslasten optimal auf die vorhandenen Achsen verteilt, so dass der Boden schonend bearbeitet werden kann. „Das Güllefass wird von hinten mit Kraft geschoben und nicht nur gezogen“, beschreibt Jörg Hagel von der Firma Wienhoff (Steuerungstechnik) das Prinzip. Das Fassvolumen beträgt rund 16 m3. Seit März dieses Jahres wurde der neue Prototyp erfolgreich beim Lohnbetrieb Meyer in Brögbern getestet. Es ist vorgesehen, den neu entwickelten Achsantrieb als Patent anzumelden.
„Bedanken möchte ich mich bei Landrat Reinhard Winter, der bei seinem Besuch hier im Haus auf die Entwicklung der Triebachse aufmerksam geworden ist und uns die Möglichkeit der Mitfinanzierung durch den Landkreis Emsland eröffnet hat“, sagt Hinken.
Die Kosten für Entwicklung, Konstruktion, Prototypenbau und Erprobung liegen insgesamt bei rund 195.000 Euro. Davon sind 97.000 Euro aus Mitteln der Wirtschaftsförderung gewährt worden.
Die Firma Wienhoff ist seit über 80 Jahren im Emsland ansässig und im landwirtschaftlichen Maschinenbau tätig. Schwerpunkte der Arbeit sind die Herstellung und der Handel mit Güllewagen, die Gülleverteiltechnik sowie die Kommunaltechnik und der Spezialfahrzeugbau. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen rund 90 Mitarbeiter.
Mit dem Ziel, dauerhaft zu wettbewerbsfähigen Arbeitsplätzen beizutragen und das Innovationspotential emsländischer Unternehmen zu stärken wurde Ende 1999 das Förderprogramm „Beschäftigung durch Innovation“ aufgelegt. Es wird ausschließlich aus Kreismitteln finanziert.
Bild: Martina Kruse, Fachbereichsleiterin Wirtschaft beim Landkreis Emsland, Landrat Reinhard Winter, Franz Hinken, Geschäftsführer Wienhoff, Mechthild Meyer vom Lohnbetrieb Meyer sowie Matthias Vehring und Jörg Hagel von Wienhoff (v. l.) vor dem Prototyp, der mit Geldern aus der Wirtschaftsförderung des Landkreises Emsland entwickelt wurde. (Foto: Landkreis Emsland)