Männlichkeit im Wandel
Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Emsland besucht Kongress in Berlin
Meppen/Berlin. Die veränderten Lebens- und Berufswelten von Jungen und Männern standen im Mittelpunkt des zweitägigen Fachkongresses „Männlichkeit im Wandel – Neue Wege für Jungs“ in Berlin, an dem die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Emsland, Marlies Kohne, teilgenommen hat. Seit mehreren Jahren bezieht sich die Gleichstellungspolitik nicht mehr nur auf Frauen und Mädchen, sondern nimmt zunehmend Jungen und Männer in den Blick. Ziel ist es, dass einengende Rollenbilder aufgebrochen werden, sodass der Blick für neue Möglichkeiten erweitert wird.
„Boys' Day - Jungen-Zukunftstag“, „Neue Wege für Jungs“ und das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. veranstalteten den zweitägigen Fachkongress und wollten damit politische und gesellschaftliche Entwicklungen nachzeichnen sowie international vergleichen. Neben der Bildungs- und Berufsausbildungssituation von Jungen wurden ihre unterschiedlichen Lebenswelten beleuchtet und der Frage nachgegangen, welche pädagogischen Angebote sich in der Praxis als geeignet erwiesen haben.
Mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hörten Beiträge aus Forschung und Praxis und diskutierten angeregt über die Themen Männlichkeit im Wandel und über neue Wege für Jungen. Prof. Carsten Wippermann, Katholische Stiftungshochschule München, stellte die Ergebnisse seiner neuen Studie „Jungen und Männer im Spagat: Zwischen Rollenbildern und Alltagspraxis“ vor, die im Auftrag des Bundesministeriums erstellt wurde. Dort heißt es: „Männer sehen sich einer steigenden Flut von traditionellen und neuen Anforderungen an ihr Mannsein ausgesetzt – und gehen damit sehr unterschiedlich um! Die Erwartungen an ein gesellschaftlich erwartetes und attraktives Mannsein erleben sie keineswegs als homogen, sondern als gegensätzlich, oft widersprüchlich und kaum vereinbar – zumal es dazu kaum Vorbilder, Erfahrungen und Routinen gibt.“
Wenig männliche Vorbilder gibt es auch in den so genannten „Frauenberufen“, wie z. B. Erzieher sowie Kranken-, Gesundheits- und Altenpfleger. Vor diesem Hintergrund hatte der Landkreis Emsland bei den Berufsinformationsbörsen in Meppen, Papenburg und Lingen die Ausstellung „Typ 2020…was morgen zählt“ gezeigt. Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem geschlechtsspezifischen Berufswahlverhalten und zeigt positive Beispiele junger Männer in atypischen Berufen.
Um das Thema „Junge Männer für Pflegeberufe interessieren“ ging es auch in einem von vielen Workshops während der Fachtagung. Besonderes Interesse weckte das Modellprojekt „Ajuma“ (Ausbildung junger Männer mit Migrationshintergrund in der Altenpflege) aus Offenbach bei der Gleichstellungsbeauftragten. „Ein sehr praxisnaher Ansatz, der sich auf die Anwerbung von jungen, männlichen Hauptschulabsolventen mit Migrationshintergrund für eine einjährige Ausbildung zur Altenpflegehilfskraft konzentriert“, sagte sie.