24.01.2020

Mit dem Rucksack Deutsch lernen

Bildungs- und Sprachförderprogramm für Kinder und Eltern aus Migrantenfamilien

 

Meppen. Ein Kind lernt eine zweite Sprache leichter, wenn es seine Muttersprache gut beherrscht. Diese durch Studien bestätigte Annahme liegt dem Rucksackprogramm zugrunde, das sich an Kinder und deren Eltern mit Migrationshintergrund richtet. Bis zu zehn Rucksackgruppen sollen im Landkreis Emsland angeboten werden. Damit würde das Programm 100 Familien erreichen. Bei einem Schnitt von 2,5 Kindern pro Familie können 250 Kinder vom Rucksackprojekt profitieren.

 

„Durch das Programm Rucksack wird die Entwicklung der Kinder in Bezug auf ihre Lebenswelten berücksichtigt, die bei Familien mit Migrationshintergrund von Zuwanderung und immer häufiger auch von Flucht geprägt sind. Darüber hinaus wird Mehrsprachigkeit als Identität stärkende Kompetenz erkannt und gefördert“, sagt der zuständige Dezernent Martin Gerenkamp. „Kinder, die sich am Rucksackprojekt beteiligt haben, finden einen besseren Einstieg ins Schulleben“, betont er.

 

Im Landkreis Emsland finden bereits an sieben Standorten Rucksackgruppen für Kinder zwischen drei und sechs Jahren statt: im Familienzentrum St. Vitus in Meppen, Familienzentrum St. Vincentius in Haselünne, der Kindertagesstätte „Waldwichtel“ in Papenburg, dem Familienzentrum Purzelbaum in Lathen, dem Familienzentrum St. Nikolaus in Herzlake, dem Familienzentrum Freren in der Kita St. Vitus sowie dem Familienzentrum St. Jakobus in Sögel. Weitere sollen hinzukommen.

 

Beim Rucksack-Programm handelt es sich um ein Elternbildungs- und Sprachförderprogramm zur Förderung der Muttersprachenkompetenz und der allgemeinen kindlichen Entwicklung. Kinder aus Migrantenfamilien lernen nicht automatisch die Sprache des Landes, in dem sie leben, auf dem Niveau zu sprechen, das für den späteren Bildungserfolg notwendig ist. In Kindertageseinrichtungen ist deshalb eine familienergänzende, systematische Sprachförderung erforderlich. Die Eltern werden aktiv in diese Lernprozesse mit einbezogen. Es findet ein paralleles Lernen in der Erst- und Zweitsprache im Elternhaus und in der Kindertagesstätte statt.

 

Hierzu bekommen Eltern ihrer Muttersprache entsprechendeAnregungen und Materialien zur Sprachförderung ihres Kindes. Symbolisch gesehen, packen die Eltern einen Rucksack voller Materialien, Erkenntnissen, Spaß, Erfahrungen und Informationen. Das Arbeitsmaterial umfasst elf Themen wie Körper, Kleidung und Kindertagesstätte. Jeder Teilnehmer bekommt „Hausaufgaben“ auf und bearbeitet gemeinsam mit dem eigenen Kind zuhause zehn Minuten täglich eine Aufgabenstellung in der jeweiligen Muttersprache. Beim nächsten Treffen in der Gruppe findet ein Austausch darüber statt. Die Pädagogen und Pädagoginnen in der jeweiligen Kindertagesstätte greifen die Inhalte und Begriffe in deutscher Sprache auf und integrieren sie kreativ und alltagsgerecht in den pädagogischen Alltag.

 

An einer Rucksackgruppe nehmen sieben bis zehn Mütter oder Väter für zwei Stunden pro Woche teil. Die Gruppen sind den Einrichtungen angegliedert, in denen jeweils auch die Kinder betreut werden. Die Gruppenleitung übernimmt eine qualifizierte Elternbegleiterin mit Deutsch als Zweitsprache.

 

Bei Interesse an einer Beteiligung am Projekt, bitte an den Landkreis Emsland, Ansprechpartnerin Maria Westerbecke, unter der E-Mail-Adresse maria.westerbecke@emsland.de und der Telefonnummer 05931/442215 wenden.

 

Bild: Beteiligen sich mit Begeisterung am Rucksackprojekt des Landkreises Emsland: Die Leitungen der Kindertagesstätten und Familienzentren, die pädagogischen Fachkräfte und Elternbegleiterinnen und -begleiter. (Foto: Landkreis Emsland)