Mobile Retter sind am Start
Alarmierungssystem setzt auf Ehrenamtliche als schnelle Ersthelfer
Meppen. Alle notwendigen Vorbereitungen sind getroffen: Über 430 Ehrenamtliche sind ausgebildet, weitere rund 200 Ehrenamtliche sind registriert und werden demnächst geschult, die technischen Voraussetzungen im Verbund der Rettungsleitstellen des Landkreises Emsland und des Landkreises Grafschaft Bentheim sind geschaffen worden – Zeit, um die Initiative „Mobile Retter“ zu starten. Landrat Reinhard Winter (Emsland) und Landrat Friedrich Kethorn (Grafschaft Bentheim) riefen das gemeinsame Projekt der beiden Landkreise nun offiziell bei einem Pressetermin in der Leitstelle des Meppener Kreishauses ins Leben.
„Wir heben dieses Projekt als erste in Niedersachsen aus der Taufe“, betont Landrat Winter. „In unserer Region sind mit über 430 Ehrenamtlichen ausgesprochen viele Mobile Retter in sehr kurzer Zeit qualifiziert worden“, fügt Winter hinzu und verweist hier auf andere Regionen, in denen dieses System bereits umgesetzt wurde. „Das spricht für eine übergroße Bereitschaft, für diese gute Sache einzustehen, was mich sehr beeindruckt“, betont Winter.
„Mein Dank gilt den vielen mobilen Rettern, die sich in der letzten Zeit als solche haben ausbilden lassen, damit können die Bürgerinnen und Bürger in dieser Region in einem Bedarfsfall eine qualitativ verbesserte medizinische Hilfeleistung in Anspruch nehmen“, sagt Landrat Kethorn.
Bei dem Projekt handelt es sich um eine Smartphone-basierte Alarmierung von qualifizierten Ersthelfern. Initiiert wurde das Projekt Mobile Retter e. V. im Kreis Gütersloh durch den dortigen Notarzt und Ingenieur Dr. Ralf Stroop. Gemeinsam mit dem It-Dienstleister medgineering entwickelte er ein Alarmierungssystem, mit dem medizinisch qualifizierte und einsatzerfahrene Ersthelfer mobilisiert werden.
Das System funktioniert wie folgt: Geht ein Notruf in der Leitstelle (112) im Kreishaus in Meppen oder in Nordhorn ein, bei dem ein Herz-Kreislauf-Stillstand oder eine bewusstlose Person gemeldet wird, kann über eine GPS-Abfrage ermittelt werden, ob sich ein qualifizierter Ersthelfer in der Nähe des Notfallortes befindet. Dieser wird durch die Rettungsleitstellen über eine App auf dem Smartphone alarmiert. Nimmt der Mobile Retter den Einsatz an, kann er dank der technischen Lösung als Ersthelfer schnell zum Einsatzort navigiert werden. Im Idealfall erreicht der Mobile Retter den Patienten durch seine räumliche Nähe viel schneller als der Rettungsdienst und kann bereits mit lebenserhaltenden Maßnahmen beginnen. Im Schnitt liegen die Eintreffzeiten des Rettungsdienstes bei neun Minuten, Mobile Retter können durchschnittlich in vier Minuten am Notfallort sein. „In der Regel steigen die Überlebenschancen eines Patienten durch das frühe Einleiten von Wiederbelebungsmaßnahmen deutlich“, betont Winter.
Die Mobilen Retter sind u. a. Rettungskräfte, Ärzte, Feuerwehrleute, Rettungsschwimmer, Pfleger und Sanitäter – auch aus dem ehrenamtlichen Bereich – die zuvor entsprechend trainiert wurden. Im Bereich des Leitstellenverbunds der Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim übernehmen diese Ausbildung 25 sogenannte „Multiplikatoren“ der Hilfsorganisationen Malteser Hilfsdienst und Deutsches Rotes Kreuz. Sie führen bereits seit Oktober 2016 die Schulung der Mobilen Retter durch und werden seit kurzem auch durch die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft unterstützt.
Das System der Mobilen Retter setzt technisch auf die eingesetzte Leitstellen-Software auf und bietet damit ein hohes Maß an Sicherheit und Datenschutz. „Darüber hinaus ist es uns wichtig zu betonen, dass diese Initiative eine Ergänzung zu den Rettungsdiensten darstellt und diese nicht ersetzen kann“, betonen Winter und Kethorn.
Hintergrund: In Deutschland erleiden jährlich etwa 75.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Lediglich 5000 davon können derzeit erfolgreich reanimiert werden. Bereits nach drei bis fünf Minuten sterben Gehirnzellen irreparabel ab. Experten des Deutschen Wiederbelebungsrates belegen, dass bei einer flächendeckenden schnellen medizinischen Erstversorgung dieser lebensbedrohlichen Notfälle mehr als 10.000 Menschenleben im Jahr in Deutschland gerettet werden können.
Bild: Landrat Reinhard Winter, Landrat Friedrich Kethorn und Dr. Wolfgang Hagemannn, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst für die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim, (v. l.) stellen das Projekt Mobile Retter in der Rettungsleitstelle des Meppener Kreishauses vor. (Foto: Landkreis Emsland)