Nachhaltiges Wassermanagement fürs Emsland
Klimawandel verknappt Ressource – Vier neue Projekte suchen Lösungen
Meppen. Die strategische Neuausrichtung des Wassermanagements, den klimafolgeorientierten Ausbau von Infrastrukturen für die Wasserversorgung und lokale Konzepte zu Wassernutzung verfolgen vier Projekte, die der Landkreis Emsland gemeinsam mit den jeweiligen Akteuren vor Ort in den kommenden Jahren umsetzen wird. Dafür gab es eine Förderung vom Land Niedersachsen in Höhe von insgesamt rund 855.000 Euro bei Gesamtausgaben von rund 950.000 Euro.
„In den vergangenen Jahrhunderten hat sich das Emsland durch eine großflächige Landentwässerung verändert“, erläutert Landrat Marc-André Burgdorf. Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt, u. a. mit fallenden Grundwasserständen, rief der Landkreis Emsland bereits im Jahr 2018 die Initiative „Wasser im Emsland“ ins Leben. Teil der Initiative war 2021 das Projekt „Emslandplan 2.0“. Es verfolgte einen ganzheitlichen Ansatz bei der Entwicklung von nachhaltigen Wassermanagementkonzepten und bezog betroffene Akteure mit ein. Drei der jetzt bewilligten Projekte bauen auf dem Emslandplan 2.0 auf und führen ihn fort. „Sie konkurrieren nicht miteinander, sondern stärken den Erfahrungsaustausch der jeweiligen Projektträger und können als Basis für weitere Projekte des Wassermengenmanagements im Landkreis dienen“, sagt Burgdorf.
So knüpfen Vechteverband, Wasser- und Bodenverbände „Ahlder Bach“ und „Engdener Bach“ sowie der Trink- und Abwasserverband Bad Bentheim, Schüttorf, Salzbergen und Emsbüren mit dem Projekt „Nachhaltiges Wassermanagement in den Einzugsgebieten Ahlder und Engdener Bach“ konkret an die gute Kooperation im Projekt „Klima-Wasser-Kooperation Ahlde“ (Kliwako) an. Stefan Westhuis, Geschäftsführer vom Vechteverband, hebt hervor: „Die vielen guten Erfahrungen, die wir im Kliwako-Projekt gesammelt haben, haben uns bestärkt, gemeinsam weiterzumachen“. Die Kosten von rund 305.949 Euro fördert das Land mit 275.349 Euro.
Ebenfalls eine Fortführung der bereits bewährten Zusammenarbeit ist das Projekt „Nachhaltiges Wassermanagement im Einzugsgebiet des ULV 101“ des Unterhaltungs- und Landschaftspflegeverbands (ULV) 101 „Ems II“ sowie der Wasser- und Bodenverbände „Ems-West“ und „Süd-Nord-Kanal“. „Auf der Basis vorangegangener, positiver Projekte wollen wir Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushaltes auf lokaler Ebene entwickeln, die praktisch umsetzbar sind und auch die Akzeptanz in der Fläche finden“, sagt Gerd Droste, Geschäftsführer des Kreisverbands Emsland-Mitte. Das Projekt wird mit Landeszuwendungen in Höhe von 296.131 Euro bei Gesamtkosten von über 329.000 Euro unterstützt. Ziel beider Projekte ist es, geeignete Maßnahmen des Wasserrückhalts und der naturnahen Regenwasserbewirtschaftung zu erarbeiten und zudem ausgewählte Maßnahmen auf ihre Machbarkeit zu prüfen
Der Landkreis Emsland selbst ist mit zwei Projekten am Start: Zum einen geht es darum, für das Einzugsgebiet der Lotter Beeke umsetzungsfähige und effektive Maßnahmen des Wasserrückhalts und der Wasserspeicherung zu entwickeln, die in einem Folgeprojekt oder in Eigenregie zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden können. Auch dieses Projekt ist als Fortsetzung des Emslandplans 2.0 zu verstehen, und auch hier werden alle einschlägigen Akteure vor Ort mit ins Boot geholt. Der Landkreis kooperiert mit dem Unterhaltungs- und Landschaftspflegeverband 99 „Untere Hase“ und dem Wasser- und Bodenverband „Lotter Beeke“. Die entstehenden Kosten von 190.000 Euro werden mit 171.000 Euro bezuschusst.
Zum anderen steht die künftige Rolle des Speicherbeckens Geeste im Fokus. Nachdem die ursprüngliche Aufgabe, den Kühlwasserbedarf u. a. des Kernkraftwerks in Lingen auch in Niedrigwasserzeiten zu decken, mit der Abschaltung der Anlage entfällt, „muss das Speicherbecken als Wasserversorgung und -bevorratung vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen neu gedacht werden“, betont Burgdorf. Diese Dringlichkeit werde mit dem bereits relativ hohen Ausnutzungsgrad des Grundwasserdargebots sowie einem stetig zunehmenden Nutzungsdruck, beispielsweise durch landwirtschaftliche Beregnung, untermauert, führt Burgdorf weiter aus.
Unter der Fragestellung „Können regionale Auswirkungen des Klimawandels durch die Nachnutzung des vorhandenen Speicherbeckens Geeste abgemildert werden?“ soll vor allem die wasserwirtschaftliche Bedeutung des Speicherbeckens beleuchtet werden. Hierzu soll eine Datengrundlage durch das Institut für Wasserwirtschaft in Braunschweig erstellt werden, auf deren Basis das Dargebot, der Bedarf und die Nutzung des gespeicherten Wassers aus dem Speicherbecken unter Berücksichtigung der Klimaänderungen bis 2100 errechnet werden. Zuwendungen des Landes in Höhe von 112.455 Euro stehen bei einer Gesamtausgabe von 124.950 Euro zur Verfügung.
Bild: Wie die Nachnutzung des hier im Bild zu sehenden Speicherbeckens Geeste aussehen soll und welche Bedeutung es für die Wasserwirtschaft haben kann, soll in einer Studie herausgearbeitet werden. (Foto: RWE/Helmut Kramer)