Neue Sonderausstellung in der Gedenkstätte Esterwegen
„Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“
Esterwegen. In einer großformatigen skulpturalen Präsentation würdigt die Freiluft-Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ den großen Verdienst jüdischer Sportlerinnen und Sportler für die Entwicklung des modernen Sports in Deutschland und dokumentiert anhand ausgewählter Porträts deren Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus.
Im Mittelpunkt der Ausstellung, die vom 2. Juli bis 6. August auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers Esterwegen gezeigt wird, stehen 17 herausragende deutsch-jüdische Sportpersönlichkeiten, die als Nationalspieler, Welt-und Europameister, Olympiasieger und Rekordhalter zu den gefeierten Idolen ihrer Zeit zählten. Mit überlebensgroßen Silhouetten wird an ihr Leben und ihre Erfolge erinnert.
Die Ausstellung wird am Sonntag, 2. Juli, in der Gedenkstätte Esterwegen, Hinterm Busch 1, in Esterwegen um 15 Uhr eröffnet. Prof. Dr. Lorenz Peiffer (Hannover) und Dr. Hermann Queckenstedt (Osnabrück) führen in das Thema ein. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen, teilzunehmen.
Im Sommer 2015 wurde die Ausstellung in Berlin aus Anlass der erstmals in Deutschland ausgetragenen European Maccabi Games präsentiert. Sie wird in der Gedenkstätte um Biographien von Sportlerinnen und Sportlern aus dem Nordwesten ergänzt zu sehen sein. Lea Levy, Turnerin des Osnabrücker Turnvereins, Carl Meyer, Schiedsrichter und Funktionär des Jüdischen Sportvereins in Osnabrück, Felix Löwenstein, Funktionär des VfL Osnabrück, die Fußballspieler Fritz Cohen und Kurt Visser des SV Meppen sowie Alfred Ries, Funktionär des SV Werder Bremen, gehörten zu den Sportbegeisterten, denen die Nationalsozialisten mit Verachtung und Verfolgung begegneten. Auch ihre Geschichten sollen hier erzählt werden.
Nur weil sie jüdischer Herkunft waren, wurden diese Frauen und Männer während der NS-Zeit aus ihren Sportvereinen ausgeschlossen, Titel wurden aberkannt. Dem deutschen Fußballpionier Walther Bensemann, Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes, blieb wie vielen anderen nur die Flucht. Nicht wenige Sportler, wie der Fußballnationalspieler Julius Hirsch oder die zehnfache Deutsche Leichtathletikmeisterin Lilli Henoch, wurden deportiert und ermordet. Ralph Klein entkam nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Nach dem Krieg war er israelischer, später deutscher Basketball-Nationaltrainer. Vorgestellt werden ebenfalls die Biografien der Fechtolympiasiegerin Helene Mayer, des Schachweltmeisters Emanuel Lasker, des Meisterboxers Erich Seelig, der Deutschen Tennismeisterin Nelly Neppach, der Deutschen Speerwurfmeisterin Martha Jacob, der Leichtathletin Gretel Bergmann, der Turnolympiasieger Alfred und Gustav Felix Flatow, der Europameister im Gewichtheben beziehungsweise im Ringen Julius und Hermann Baruch, des Eishockeyspielers Rudi Ball und des deutschen Fußballnationalspielers Gottfried Fuchs.
Die Ausstellung stellt mit der Schwimmerin Sarah Poewe eine wichtige Verbindung zur Gegenwart her. Als erste jüdische Athletin nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gewann sie 2004 in Athen eine olympische Medaille für Deutschland.
Die Ausstellung ist ein Projekt des Zentrums deutsche Sportgeschichte e.V. und der Universitäten Potsdam und Hannover. Sie wurde ermöglicht durch die Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der DFB-Kulturstiftung, der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) und der Deutsche Bahn Stiftung. Die Station in der Gedenkstätte Esterwegen wird freundlicherweise unterstützt durch die Aloys Wobben Stiftung (Aurich).
Weitere Informationen unter: www.juedische-sportstars.de
Bild: Die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ bei ihrer Station in Osnabrück 2019. (Foto: Hermann Haarmann)