"Nicht meckern, sondern etwas tun"
Info-Veranstaltung zur Flüchtlingsunterkunft getragen von überwiegend positiver Grundstimmung
Meppen/Aschendorf. „Wir sind alle Christen. Zeigen Sie mir einen, der diesen Menschen die Tür vor der Nase zuschlägt“, konterte Landrat Reinhard Winter die Frage aus dem Publikum, „wie viele Flüchtlinge wir uns noch her holen müssen“. Lang anhaltender lauter Applaus signalisierte Zustimmung für die Äußerung des Landrats und machte klar, was wohl der überwiegende Teil der über 900 Zuhörer in der Aula der Heinrich-Middendorf-Oberschule in Aschendorf über kritische Bekundungen wie diese dachte. Sie alle waren gekommen, um sich über die Flüchtlingsunterkunft zu informieren, die ab Mitte Januar für 1000 Flüchtlinge in den ehemaligen ADO-Hallen zur Verfügung stehen soll.
Winter machte deutlich, dass derzeit über 60 Mio. Menschen auf der Flucht seien und erinnerte an die Fluchtgeschichte der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg und ihre erfolgreiche Integration. Er sei sich sicher, dass die „Menschen, die bei uns bleiben wollen“, eine Bereicherung für die Gemeinden, die Politik und den Arbeitsmarkt seien. Er forderte aber auch Integrationsanstrengungen von den Flüchtlingen. Es sei eine „Notsituation, mit der wir umgehen müssen. Ich kann Sie nur bitten, dass Sie mitgehen“, rief der Landrat den Bürgern zu.
Papenburgs Bürgermeister Jan Peter Bechtluft sagte, dass sich das öffentliche Leben in Aschendorf durch die Einrichtung der Notunterkunft verändern werde. Statistisch gesehen komme auf acht Aschendorfer künftig ein Flüchtling. Nur gemeinsam könne diese große Aufgabe bewältigt werden. Er betonte ebenfalls: „In einem zivilisierten und reichen Land sollte niemand in schlecht beheizten Zelten überwintern müssen. Das wäre eine Armutszeugnis“.
Aschendorfs Ortsbürgermeister Friedhelm Führs sagte: „Wir wünschen uns, dass diese Einrichtung auch Chancen und Perspektiven für Aschendorf bringt. Wenn die das in Sumte schaffen, dann schaffen wir das in Aschendorf auch“, appellierte er an die zuhörer. Das 100-Einwohner-Dorf im Landkreis Lüneburg, nimmt mit 500 Flüchtlingen ein Vielfaches seiner Bevölkerungszahl auf.
In der den Eingangsvorträgen folgenden über eineinhalbstündigen Diskussion wurden nicht nur Fragen aufgeworfen, sondern auch viele Meinungsäußerungen laut. Der 15-jährige Schüler Julian beispielsweise forderte, seriöse Quellen zur Eigeninformation heran zu ziehen, kritisch mit den Informationen umzugehen und keine Ausländerfeindlichkeit zu verbreiten. Ein 19-jähriger Diskussionsteilnehmer regte an, die Kräfte nicht fürs Meckern zu verschwenden, sondern lieber etwas zu tun. So zog die Ankündigung von DRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Hövelmann, in der Flüchtlingsunterkunft einen „Info-Point“ u. a. für ehrenamtliche Hilfsangebote einzurichten, umgehend Reaktionen nach sich. Die 19-jährige Lelos beispielsweise bot Sprachunterricht an. Hövelmann forderte zudem die Bürger dazu auf, sich und der Unterkunft Zeit zu geben: „Schauen Sie doch erst einmal wie sich die Dinge entwickeln“.
Sicherheitsbedenken versuchte Kreisdezernent Marc-André Burgdorf zu entkräften. Er betonte, dass absolute Sicherheit nicht garantiert werden könne, aber mit einem Sicherheitsdienst und der Polizei gemeinsam alles getan werde, um Sicherheit herzustellen. Er machte auch deutlich, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass die Kriminalität rund um Flüchtlingsunterkünfte steige. Anderslautende Behauptungen u. a. in sozialen Netzwerken seien falsch und nicht zu belegen. Der Leiter der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim kündigte mehr Polizeipräsenz an. Die „gefühlte Sicherheit“ werde sich vergrößern, betonte er.
Der Landkreis richtet im Auftrag des Landes Niedersachsen in den ehemaligen ADO-Hallen eine Notunterkunft für Flüchtlinge zunächst für ein Jahr ein. Es ist beabsichtigt, eine offizielle Registrierung der Flüchtlinge und eine vorgeschriebene Gesundheitsuntersuchung durchzuführen. Der Betrieb des Standorts wird durch 66 Vollzeitstellen des DRK sichergestellt.
Bild: Bei der offenen Fragerunde reagierten (v. l.) Ortsbürgermeister Friedhelm Führs, Bürgermeister Jan Peter Bechtluft, Landrat Reinhard Winter, Karl-Heinz Brüggemann, Leiter der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim, Dezernent Marc-André Burgdorf und Thomas Hövelmann, DRK-Kreisgeschäftsführer, auf Bedenken, Anregungen und Fragen der Bürger. (Fotos: Landkreis Emsland)
Bild 2: Die Aula der Heinrich-Middendorf-Oberschule in Aschendorf war mehr als gut besetzt bei der Informationsveranstaltung zur zentralen Flüchtlingsunterkunft, die in den ehemaligen ADO-Hallen eingerichtet werden soll.
Meppen/Aschendorf. „Wir sind alle Christen. Zeigen Sie mir einen, der diesen Menschen die Tür vor der Nase zuschlägt“, konterte Landrat Reinhard Winter die Frage aus dem Publikum, „wie viele Flüchtlinge wir uns noch her holen müssen“. Lang anhaltender lauter Applaus signalisierte Zustimmung für die Äußerung des Landrats und machte klar, was wohl der überwiegende Teil der über 900 Zuhörer in der Aula der Heinrich-Middendorf-Oberschule in Aschendorf über kritische Bekundungen wie diese dachte. Sie alle waren gekommen, um sich über die Flüchtlingsunterkunft zu informieren, die ab Mitte Januar für 1000 Flüchtlinge in den ehemaligen ADO-Hallen zur Verfügung stehen soll.
Winter machte deutlich, dass derzeit über 60 Mio. Menschen auf der Flucht seien und erinnerte an die Fluchtgeschichte der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg und ihre erfolgreiche Integration. Er sei sich sicher, dass die „Menschen, die bei uns bleiben wollen“, eine Bereicherung für die Gemeinden, die Politik und den Arbeitsmarkt seien. Er forderte aber auch Integrationsanstrengungen von den Flüchtlingen. Es sei eine „Notsituation, mit der wir umgehen müssen. Ich kann Sie nur bitten, dass Sie mitgehen“, rief der Landrat den Bürgern zu.
Papenburgs Bürgermeister Jan Peter Bechtluft sagte, dass sich das öffentliche Leben in Aschendorf durch die Einrichtung der Notunterkunft verändern werde. Statistisch gesehen komme auf acht Aschendorfer künftig ein Flüchtling. Nur gemeinsam könne diese große Aufgabe bewältigt werden. Er betonte ebenfalls: „In einem zivilisierten und reichen Land sollte niemand in schlecht beheizten Zelten überwintern müssen. Das wäre eine Armutszeugnis“.
Aschendorfs Ortsbürgermeister Friedhelm Führs sagte: „Wir wünschen uns, dass diese Einrichtung auch Chancen und Perspektiven für Aschendorf bringt. Wenn die das in Sumte schaffen, dann schaffen wir das in Aschendorf auch“, appellierte er an die zuhörer. Das 100-Einwohner-Dorf im Landkreis Lüneburg, nimmt mit 500 Flüchtlingen ein Vielfaches seiner Bevölkerungszahl auf.
In der den Eingangsvorträgen folgenden über eineinhalbstündigen Diskussion wurden nicht nur Fragen aufgeworfen, sondern auch viele Meinungsäußerungen laut. Der 15-jährige Schüler Julian beispielsweise forderte, seriöse Quellen zur Eigeninformation heran zu ziehen, kritisch mit den Informationen umzugehen und keine Ausländerfeindlichkeit zu verbreiten. Ein 19-jähriger Diskussionsteilnehmer regte an, die Kräfte nicht fürs Meckern zu verschwenden, sondern lieber etwas zu tun. So zog die Ankündigung von DRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Hövelmann, in der Flüchtlingsunterkunft einen „Info-Point“ u. a. für ehrenamtliche Hilfsangebote einzurichten, umgehend Reaktionen nach sich. Die 19-jährige Lelos beispielsweise bot Sprachunterricht an. Hövelmann forderte zudem die Bürger dazu auf, sich und der Unterkunft Zeit zu geben: „Schauen Sie doch erst einmal wie sich die Dinge entwickeln“.
Sicherheitsbedenken versuchte Kreisdezernent Marc-André Burgdorf zu entkräften. Er betonte, dass absolute Sicherheit nicht garantiert werden könne, aber mit einem Sicherheitsdienst und der Polizei gemeinsam alles getan werde, um Sicherheit herzustellen. Er machte auch deutlich, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass die Kriminalität rund um Flüchtlingsunterkünfte steige. Anderslautende Behauptungen u. a. in sozialen Netzwerken seien falsch und nicht zu belegen. Der Leiter der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim kündigte mehr Polizeipräsenz an. Die „gefühlte Sicherheit“ werde sich vergrößern, betonte er.
Der Landkreis richtet im Auftrag des Landes Niedersachsen in den ehemaligen ADO-Hallen eine Notunterkunft für Flüchtlinge zunächst für ein Jahr ein. Es ist beabsichtigt, eine offizielle Registrierung der Flüchtlinge und eine vorgeschriebene Gesundheitsuntersuchung durchzuführen. Der Betrieb des Standorts wird durch 66 Vollzeitstellen des DRK sichergestellt.
Bild: Bei der offenen Fragerunde reagierten (v. l.) Ortsbürgermeister Friedhelm Führs, Bürgermeister Jan Peter Bechtluft, Landrat Reinhard Winter, Karl-Heinz Brüggemann, Leiter der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim, Dezernent Marc-André Burgdorf und Thomas Hövelmann, DRK-Kreisgeschäftsführer, auf Bedenken, Anregungen und Fragen der Bürger. (Fotos: Landkreis Emsland)
Bild 2: Die Aula der Heinrich-Middendorf-Oberschule in Aschendorf war mehr als gut besetzt bei der Informationsveranstaltung zur zentralen Flüchtlingsunterkunft, die in den ehemaligen ADO-Hallen eingerichtet werden soll.