Optimierungen für noch engeres Landschaftserlebnis laufen
Tourismus im Emsland: Bilanz und neue Perspektiven
Meppen. Nach den drastischen Einbrüchen bei den Gästeübernachtungen in den Jahren 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie, deuten die vorläufigen Zahlen für das zurückliegende Jahr auf einen deutlichen Anstieg hin: „Die Spitzenwerte der Jahre 2018 und 2019 können nach ersten Auswertung 2022 wieder erreicht werden“, sagt der zuständige Dezernent Martin Gerenkamp. Aber ein grundlegendes Wachstumshindernis bleibt auch 2023: ein ausgeprägter Personalmangel im Gastgewerbe.
„Darüber hinaus werden durch die stark wachsenden Energiekosten Preissteigerungen bei den touristischen Angeboten notwendig, deren Auswirkungen auf die touristische Nachfrage schwer vorherzusagen sind“, nennt Uwe Carli, Geschäftsführer der Emsland Tourismus GmbH weitere Aspekte, die den Tourismus in der bevorstehenden Saison belasten könnten. „Eine durch die Emsland Tourismus durchgeführte Stimmungsumfrage in den Betrieben, bei der gut die Hälfte der Befragten die betriebliche Zukunft als sehr unsicher einschätzt, bestätigt die weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen für das Gastgewerbe“, sagt Carli.
Umso entscheidender bleiben weiterhin die gemeinsam vom Landkreis Emsland mit den Kommunen durchgeführten Maßnahmen zur Verbesserung und Erweiterung der Freizeitinfrastruktur. Durch diese können sowohl die Naherholung, als auch der Urlaubsreiseverkehr angeregt werden. „Zu diesem Zweck wurden über die Emsland Tourismus GmbH und die beiden Naturparkvereine gemeinsam mit den Städten und Gemeinden in den vergangenen vier Jahren einige Projekte vorbereitet und durchgeführt, für die in der Regel europäische Fördermittel eingeworben wurden und die insgesamt bis zum Jahresende einen vorläufigen Abschluss finden werden“, so Carli.
Flächendeckendes Fahrradknotenpunktsystem
Dem Fahrradknotenpunktsystem, das kreisweit zu einem Gesamtnetz verknüpft wurde, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Carli berichtet, dass das bislang vorhandene Radwegenetz vollständig überarbeitet und um 530 neue Streckenkilometer auf eine Gesamtlänge von nunmehr 2.660 km erweitert werden konnte. 940 Knotenpunkte sind entstanden. Die Gesamtkosten in Höhe von 1,1 Mio. Euro konnten dabei zu rund 60 Prozent mit erfolgreich eingeworbenen Fördermitteln finanziert werden.
Lieferschwierigkeiten und infektionsbedingte Ausfälle bei den Auftragnehmern verzögerten die Fertigstellung dieser komplexen Maßnahme bis zum Herbstanfang des vergangenen Jahres, wodurch das radtouristische Angebot im Emsland in 2022 Mängel aufwies. „Bis zum Start in die kommende Saison wird das bereitgestellte Informations- und Kartenmaterial weiter optimiert und das Angebot an Tourentipps auf Knotenpunktbasis über die Online-Tourenportale hinaus auch in Druckmedien dargestellt“, kündigt Carli an. „Das radtouristische Angebot des Emslandes dürfte damit wieder deutschlandweit eine Spitzenposition einnehmen“, ist sich Gerenkamp sicher.
Wanderangebote verstärkt im Fokus
Verstärkt hinzukommen sollen künftig Wanderangebote, für ein noch engeres Natur- und Landschaftserlebnis. „Diese waren bislang nur in einem sehr überschaubaren Rahmen mit einer überregionalen Bedeutung vorhanden. Hier aber liegt noch ein großes touristisches Potential, das bekannter werden muss“, sagt Gerenkamp. Ansetzen sollen die Planungen bei den bereits vorgenommenen Entwicklungen in den beiden Naturparken. Der Naturpark Hümmling kann bis zum Jahresende 2022 insgesamt 15 Qualitätsrundwege mit einer Gesamtlänge von 185 km anbieten. Auch das bereits ein Jahr zuvor eröffnete Wanderknotennetz im Naturpark Bourtanger Moor mit einer Gesamtlänge von 400 km und insgesamt 27 Tourentipps wurde im Jahr 2022 weiter optimiert. Ähnliche Entwicklungen werden im Hasetal, südlichen Emsland und im nördlichen Emstal vorbereitet.
Anerkennung zum Nationalen Geopark Emsland
Dies betrifft auch die Präsentation von Informationen über natürliche oder kulturhistorische Landschaftselemente, die oft nicht wahrgenommen werden. Im Naturpark Bourtanger Moor wurde damit bereits begonnen: Dazu gehört die Restaurierung der Grenzsteine entlang der deutsch-niederländischen Grenze im Bereich des Naturreservats Bargerveen, ihre Ausstattung mit Infotafeln, die Einrichtung von bislang 120 digitalen Infopunkten an den Freizeitwegen im deutschen Naturparkteil und die zweisprachige Ausstattungsergänzung der acht Museen beiderseits der Grenze im Rahmen des INTERREG-Projektes „Kulturnetzwerk Moorpforten“. „Dies auf das gesamt Kreisgebiet zu übertragen, kann vor allem durch die angestrebte Anerkennung zu einem ,Nationalen Geopark Emsland´ in Trägerschaft der Emsland Tourismus GmbH erreicht werden“, führt Gerenkamp aus. Der Geopark erkläre Land und Leute, warum Besiedlung ist wie sie ist und wie sich Landschaft im Lauf der Jahrhunderte verändert hat, ergänzt Carli. Noch im Februar 2023 soll nach umfänglichen Vorarbeiten der Zertifizierungsantrag bei der GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung als Geopark gestellt werden.
Bild: Wanderangebote sollen künftig mehr im Fokus stehen. Hier überqueren Wanderer auf der Ohetalrunde, die über den Hümmling führt, nahe Börger die Ohe. (Foto: Naturpark Hümmling)