06.07.2011

Pressemitteilungen

06.07.2011

Pfeiffer-Studie: Geringe Gewaltbereitschaft bei emsländischen Jugendlichen

Ergebnisse im Kreishaus vorgestellt Meppen. Emsländische Jugendliche begehen deutlich weniger Gewalttaten als Jugendliche aus anderen Gebieten Deutschlands. Das Aufwachsen im Emsland geschieht in vergleichsweise intakten familiären Verhältnissen, und Jugendliche im Emsland zeichnen sich durch eine hohe Verhaftung in der katholischen Kirche aus. Allein der Alkoholkonsum sei bedenklich. Das sind einige der wesentlichen Ergebnisse, die die Befragung „Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt im Landkreis Emsland“ hervor gebracht hat. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) hatte diese Studie gemeinsam mit dem Landkreis Emsland durchgeführt. Landrat Hermann Bröring und Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Direktor des KFN, stellten die Ergebnisse der Studie nun im Meppener Kreishaus vor.

Das insgesamt gute Ergebnis führte Bröring auf das große soziale Netzwerk von Kirche, Jugendorganisationen, Schulen, Vereinen aber auch auf eine hoch engagierte Kommunalpolitik im Emsland zurück. Die bislang vom Landkreis Emsland betriebene Politik „des fairen Angebots“, die Chancengerechtigkeit für jeden ermögliche, spiegle sich in diesen Studienergebnissen wider und werde fortgeführt, sagte er. Von Mai bis Juni 2010 sind in der Studie insgesamt über 5000 Schüler im Landkreis Emsland befragt worden. Die Studie bezog Kinder und Jugendliche der vierten, siebten und neunten Jahrgangsstufen aller Schulformen ein, die u. a. zu Gewalterfahrungen als Täter oder Opfer und zu anderen Formen von Jugenddelinquenz wie Sachbeschädigung sowie Drogen- und Alkoholkonsum Auskunft gegeben haben. Die positiven Ergebnisse erklärten sich nach Prof. Pfeiffer insbesondere durch eine intakte Vereins- und Verbandsstruktur sowie die Kombination von katholischem Glauben und Gemeinschaft. Jeder fünfte Jugendliche (rund 20 Prozent) engagiert sich in katholischen Organisationen. Auch die familiäre Umgebung spiele eine Rolle: Emsländische Familien seien weitaus weniger von Arbeitslosigkeit betroffen und Kinder lebten häufiger mit beiden leiblichen Elternteilen zusammen, ergab die Studie. Das Erleben von Gewalt im familiären Umfeld sei ausschlaggebend für eigenes Gewaltverhalten. Dieses fällt nach bundesweitem Vergleich im Emsland extrem gering aus: Während im Emsland nur 39,9 Prozent der Jugendlichen in ihrer Kindheit elterliche Gewalt erlebt haben, sind dies bundesweit 58,2 Prozent. Von schweren elterlichen Gewalterfahrungen berichten im Emsland lediglich 10,7 Prozent, im Bund 15,4 Prozent.   Vom Begehen einer Gewalttat berichten 6,7 Prozent der Schüler aus der neunten Klasse. Bundesweit liegt die Vergleichsquote doppelt so hoch (13,7 Prozent). Die deutlich niedrigere Gewaltbelastung des Emslandes zeigt sich auch an der Gewaltopfererfahrung: 12,1 Prozent der emsländischen Neuntklässler sind mindestens einmal Opfer von Gewalt geworden, aber 16,5 Prozent bundesweit. Auch bei Sachbeschädigungen oder Ladendiebstahl liegen die emsländischen Jugendlichen im Vergleich hinter den Zahlen des Bundes zurück: Der Anteil der Jugendlichen, die mindestens einmal Sachbeschädigung begangen haben, liegt im Emsland beim 11,6 Prozent, im Bund bei 14,6 Prozent. Der Anteil derer, die mindestens einen Ladendiebstahl ausgeführt haben, beträgt im Emsland 9,1 Prozent, im Bund 13,3 Prozent. „Fest steht laut Studie aber auch, dass dieses niedrige Niveau bei delinquenten Verhaltensweisen sich nicht selbstverständlich zukünftig fortsetzen wird. Auf Maßnahmen der Prävention können wir deshalb nicht verzichten“, betont Bröring. Dies gelte auch für den Alkoholkonsum. Hier sind die Studienergebnisse bedenklich. Insbesondere das Rauschtrinken sei im Emsland ein Problem, dem u. a. mit Projekten wie KOMA aber bereits entgegen getreten werde, so Bröring. Bild: Landrat Hermann Bröring (l.) und Prof. Christian Pfeiffer bei der Präsentation der Studienergebnisse im Meppener Kreishaus. (Foto: Landkreis Emsland)