28.05.2018

Projekte der Gesundheitsregion überzeugen

Land Niedersachsen stellt Zuwendungen für drei emsländische Initiativen bereit

 

Meppen. Für drei innovative Gesundheitsprojekte erhält der Landkreis Emsland Fördermittel des Landes Niedersachsen in Höhe von rund 205.624 Euro bei Gesamtaufwendungen von etwa 231.751 Euro. Aus insgesamt elf Projektanträgen wählte das Lenkungsgremium „Gesundheitsregionen Niedersachsen“ landesweit sieben Initiativen aus. Darunter auch die drei Projekte aus dem Emsland. Sie seien Ausdruck großen Engagements in der Gesundheitsregion des Landkreises Emsland, hieß es zur Begründung. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit den Projekten, die alle Neuland beschreiten, überzeugen konnten“, sagt Landrat Reinhard Winter.

 

Mit Fördergeldern in Höhe von 80.000 Euro wird nun das Projekt „eMedCare Emsland-Osnabrück – digitale Brücke zwischen Hausarzt und Pflege in den Gesundheitsregionen Emsland und Landkreis und Stadt Osnabrück“ ausgestattet, das in Kooperation mit dem Landkreis Osnabrück und dem Living Lab Wohnen und Pflege umgesetzt wird. Die Entwicklung des Angebots ist mit Gesamtkosten von rund 91.200 Euro verbunden. Die Landkreise Emsland und Osnabrück bringen die verbleibenden rund 11.200 Euro auf.

 

Das Projekt soll die Schnittstelle zwischen pflegerischer und ärztlicher Versorgung von hochbetagten Menschen mit Pflegeeinstufung neu gestalten. „Der demografische Wandel stellt Medizin und Pflege vor wirtschaftliche und organisatorische Herausforderungen. Wir werden immer älter, was zu steigenden Fallzahlen altersabhängiger Erkrankungen und wiederum zu weiterer medizinischer und pflegerischer Versorgung führt. Gleichzeitig ist ein Fachkräftemangel in Pflege und Medizin festzustellen. Dies bedarf besonderer Lösungen“, betont Winter. Mit der neuen Technologie sollen die Akteure Hausarzt und Pflege besser vernetzt werden. Konkret soll im Projektzeitraum von Juni 2018 bis Dezember 2019 unter Beteiligung von Hausärzten, Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten eine digitale Plattform entwickelt und etabliert werden, die dies leistet. Auf dieser Plattform kommunizieren der versorgende Arzt und Pflegedienst über den Versorgungsverlauf eines Patienten, um so Anpassungen vorzunehmen, Verordnungen zu verlängern oder zu verändern. Diese verlässliche Sammlung von Informationen soll die in der Regel alle zwei bis vier Wochen stattfindenden Hausbesuche vorbereiten und in Krisensituationen eine schnelle Entscheidung und Abstimmung ermöglichen. „Versorgungsicherheit und -kontinuität sind so gewährleistet“, erläutert Winter. „Insgesamt muss die Digitalisierung im Gesundheitswesen größer gedacht werden. Durch das landkreisübergreifende Projekt wird diesem Gedanken Rechnung getragen.“ Kooperationspartner im Landkreis Emsland sind die Meppener Hausarztpraxen Dr. Jan Sievert/Dr. Florian Wiegelmann und Dr. Stefan Eilermann sowie der DRK Wohnpark Meppen-Esterfeld.

 

Auch der Projektantrag „Telemedizinische Psychiatrische Versorgung nach Entlassung – Neue Therapieoptionen in der psychiatrischen Versorgung im Landkreis Emsland“ erhält Fördermittel. „Für eine umfassende psychiatrische Versorgung im Landkreis Emsland brauchen wir neue Versorgungskonzepte. Depressionen zählen zu den häufigen psychischen Erkrankungen. Depressiv Erkrankte bedürfen einer optimalen kontinuierlichen Behandlung, um gute Heilungschancen zu haben und vor Rückfällen zu schützen. Hier setzt das Projekt an“, erläutert Winter.

 

Durch den Einsatz telemonitorischer Technologie sollen depressiv erkrankte Patienten nach Entlassung aus der stationären Behandlung lückenlos im Alltag weiter durch die am Krankenhaus St.-Vinzenz-Hospital Haselünne angebundene Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) betreut werden. Die teilnehmenden Patienten werden mit einem so genannten „Gesundheitstablet“ ausgestattet, welches über eine digitale Plattform mit der PIA verbunden ist. Die behandelnden Ärzte legen vor der Entlassung aus der stationären Behandlung fest, welche Daten der Patient zu Hause erfassen soll. Hierbei handelt es sich insbesondere um Fragebögen zur Befindlichkeit, tagesstrukturierenden Maßnahmen, Erinnerungsfunktionen sowie Medikamenteneinnahme. Da belegt ist, dass Bewegung bei einer Depression als wichtige Therapieoption gilt, können zudem die Aktivitäten des Patienten mittels Aktimeter erfasst werden. Die ermittelten Daten werden regelmäßig durch eine Fachkraft der PIA kontrolliert und mit den Therapiezielen abgeglichen. Bei Auffälligkeiten wird der Arzt hinzugezogen. Mithilfe von Videokonferenzen ist dann ein direkter Kontakt zum Patienten möglich. Die Evaluation des Projektes erfolgt durch das Living Lab Wohnen und Pflege.

 

„Die Versorgung von depressiv erkrankten Personen verursacht hohe Therapiekosten. Mit Hilfe des Projekts können mit einem vergleichsweise geringen Kostenaufwand neue Versorgungswege erprobt und etabliert werden, die das Gesundheitssystem entlasten können“, betont Winter. Die Kosten belaufen sich auf rund 50.693 Euro, davon erhält die Gesundheitsregion etwa 45.624 Euro an Zuwendungen. Der Landkreis Emsland bringt rund 5069 Euro auf.

 

Zudem wird das Projekt „Geistige Behinderung – Problematischer Konsum – (k)ein Thema? Stärkung der Gesundheit, Prävention und Teilhabe für Menschen mit Behinderung“ unterstützt. Zielgruppe sind Menschen mit Behinderung, die durch veränderte Betreuungskonzepte und Wohnsituationen eine wachsende gesellschaftliche Teilhabe erfahren. „Damit sind aber auch Risiken verbunden, wie die zunehmende Konfrontation mit Suchtmitteln“, sagt Winter.

 

In den vergangenen Jahren zeigte sich in der Zusammenarbeit der Fachambulanz für Suchtprävention und Rehabilitation des Caritasverbandes und der Behinderteneinrichtung St. Lukas Heim in Papenburg, dass der Konsum von Suchtmitteln bei Menschen mit Behinderung zunimmt. Zugleich ist das Präventionsangebot unzureichend und nicht auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zugeschnitten. Die Sucht- und Behindertenhilfe im Landkreis Emsland wird diese Lücke nun durch die Entwicklung eines passgenauen Präventionskonzepts schließen. Hierbei sollen Betroffene bereits frühzeitig ihren Konsum überprüfen und so Abhängigkeiten vermeiden können.

 

Die Kosten belaufen sich auf insgesamt rund 89.858 Euro. Davon werden rund 80.000 Euro durch Fördergelder bestritten, die verbleibenden rund 9858 Euro bringt der Caritasverband auf.

 

Voraussichtlicher Start der beiden letztgenannten Projekte ist in diesem Juli. Sie dauern bis Dezember 2019 an.

Die Gesundheitsregionen Niedersachsen werden vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung sowie von der Ärztekammer Niedersachsen, der AOK Niedersachsen, der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, der Ersatzkassen, dem BKK Landesverband Mitte und der IKK classic unterstützt.