Schlachthof Sögel: Weiterbetrieb unter strengen Auflagen
Hygienekonzept ermöglicht eingeschränkte Wiederaufnahme des Betriebs
Meppen. Nach intensivem Austausch zwischen dem Landkreis Emsland und den Verantwortlichen der Fa. Weidemark aus Sögel sowie eingehender Prüfung der vorgeschlagenen Infektionsschutzmaßnahmen haben sich beide Seiten nun auf eine Vorgehensweise verständigt, die den Schlachthof kurzfristig wieder arbeitsfähig macht und ein Höchstmaß an Sicherheit bietet. Kernidee des umfassenden Maßnahmenbündels ist eine Arbeitsquarantäne der Mitarbeiter. „Das uns vorgelegte Konzept zur Wiederöffnung des Betriebes ist aus infektiologischer Sicht tragfähig. Insofern kann die Arbeit unter den veränderten Rahmenbedingungen wieder anlaufen, wenn auch in eingeschränktem Maße“, erklärt Landrat Marc-André Burgdorf.
Am Freitag hatte das Unternehmen sein Konzept dem Landkreis vorgelegt und die verschiedenen Handlungsfelder bis in die Abendstunden mit den Vertretern des Landkreises diskutiert. Nach weiteren Gesprächen, einer positiven Bewertung des Maßnahmenpaketes durch das Gesundheitsamt und in Abstimmung mit dem niedersächsischen Gesundheitsministerium gibt die Behörde nun grünes Licht für einen Weiterbetrieb. Zum Wochenbeginn erfolgt somit ein Neustart unter den vereinbarten Bedingungen, nachdem die Schlachtung in den vergangenen Tagen komplett heruntergefahren wurde und die Zerlegung am Montag vollständig ausgesetzt wird.
„Infektionsquellen sind identifiziert, gleichzeitig werden Ansteckungsrisiken durch umfassende Schutzmaßnahmen deutlich minimiert. Insofern haben wir keine Begründung – und auch kein Interesse daran –, den Betrieb länger als unbedingt notwendig zu unterbrechen, zumal wir natürlich um die prekäre Situation der Schweinehalter wissen“, unterstreicht der Landrat.
Bereits am Montag kann die Schlachtung in einem eingeschränkten Umfang wieder aufgenommen werden, da nach den Ermittlungen des Gesundheitsamtes das Hauptgeschehen der Infektionen sehr konkret im separaten Bereich der Zerlegung lokalisiert worden war. In diesem Komplex erfolgt bis auf Weiteres ein Minimalbetrieb mit maximal rund 200 Personen statt vormals ca. 600 Mitarbeitern. Zentraler Ansatz ist dabei die sogenannte Arbeitsquarantäne, in der sich die Mitarbeiter vorerst bis zum 31.10.2020 nur zwischen Arbeits- und Wohnort bewegen dürfen. Die Umsetzung der Quarantäne werde dabei engmaschig kontrolliert, auch unter Mitwirkung des Unternehmens Weidemark, so Burgdorf. Das Unternehmen habe sich ebenfalls bereit erklärt, die ohnehin hohe Testrate auf das private Wohnumfeld der Belegschaft auszuweiten, um eventuelle Infektionsketten bereits in der Entstehung unterbrechen zu können.
Als weiteren Baustein hat die Konzernspitze den sofortigen Einbau von Hepa-Spezialfiltern in sämtlichen gekühlten Bereichen realisiert, alle Produktionsmitarbeiter müssen zudem auf dem Werksgelände FFP2-Masken tragen. Überdies wird eine wissenschaftliche Begleitung der gesamten Vorgehensweise erfolgen, um die Wirksamkeit aller Maßnahmen kontinuierlich bewerten zu können. Auch der Geschäftsführer des Weidemark-Standortes Sögel, Christopher Rengstorf, hebt die absolute Notwendigkeit der Infektionsschutzmaßnahmen hervor: „Nur so können wir unsere Belegschaft schützen und ein Wiederaufflammen des Infektionsgeschehens bestmöglich ausschließen. Das geht leider mit deutlichen Einschränkungen in den Betriebsabläufen einher, ist aber alternativlos.“
Abschließend unterstreicht die Leiterin des Gesundheitsamtes, Johanna Sievering: „Wir sind überzeugt, dass mit den vereinbarten Maßnahmen aus infektiologischer Sicht dieser zügige Neustart erfolgen kann. Klar ist aber auch, dass wir den Betrieb eng begleiten und weiter sehr genau hinsehen, wie die Schritte im laufenden Betrieb umgesetzt werden.“
Die in der vergangenen Woche noch hohe Zahl der Neufälle im Zusammenhang mit dem Ausbruchsgeschehen im Betrieb hatte sich zwischenzeitlich wesentlich reduziert, nachdem u. a. die Abstände zwischen den Arbeitskräften im betroffenen Arbeitsbereich vergrößert und die Mitarbeiterzahl erheblich reduziert wurde. Ebenfalls waren Teile der Umkleide provisorisch erweitert worden und neben den täglichen Reihenuntersuchungen ist zudem vor der Arbeitsaufnahme bei jeder Kraft ein Corona-Schnelltest durchgeführt worden. Parallel ist auch die Gesamtzahl der aktuell an Corona Erkrankten in der Samtgemeinde Sögel deutlich rückläufig.