„Schließung aus infektiologischer Sicht nicht das beste Mittel“
Burgdorf tritt Kritik am Vorgehen bei der Meyer Werft entgegen
Meppen. Auf starke Kritik in Papenburg und darüber hinaus ist das Vorgehen rund um die Meyer Werft gestoßen, entgegen einer vorherigen internen Ankündigung aus Infektionsschutzgründen doch keine umfassende zweiwöchige Betriebspause einzulegen. „Die Werft hatte konkrete Gedankenspiele, den Betrieb vollständig herunterzufahren, was natürlich jeder Unternehmer auch für sich selbst entscheiden kann“, erläutert Landrat Marc-André Burgdorf. „Aber wir können eine Schließung nicht mit einer Verfügung anordnen, wenn es sich hier aus infektiologischer Sicht nicht um das beste Mittel handelt“. Die Belegschaft nicht auf einen Schlag komplett in einen „Osterurlaub“ zu entlassen, sondern möglichen Infektionen mit einem noch strengeren betrieblichen Testregime zu begegnen, sei der wesentlich effektivere Weg im Kampf gegen das Infektionsgeschehen in der Stadt Papenburg, so die eindeutige Einschätzung des Gesundheitsamtes und der Landesbehörden. Dieses Konzept, das bis zu 20.000 Tests wöchentlich umfasst, hatte die Werft zwischenzeitlich vorgestellt.
Burgdorf weiß, dass viele Bürger sich eine Schließung der Werft gewünscht hätten in der Hoffnung, damit die Fallzahlen in Papenburg in den Griff zu bekommen. Die Meyer Werft sei auch Teil des insgesamt sehr hohen Infektionsgeschehens in der Kanalstadt, aber keineswegs der zentrale Treiber. „Sicher hätten wir eine Verfügung auf den Weg bringen können, um den Werftstandort temporär komplett zu schließen. Das wirkt auf den ersten Blick überzeugend, wenn Behörden sozusagen durchgreifen. Aber das wäre reine Symbolpolitik gewesen und aus infektiologischer Perspektive eben nicht das beste Mittel“, so der Landrat weiter. Eine Verfügung wäre zudem rechtlich nicht haltbar, wenn sie die Empfehlungen des Gesundheitsamtes ignorieren würde, die im Übrigen durch das Landesgesundheitsamt bestätigt wurden. „Es kann nicht sein, dass wir hier wider besseren Wissens eine Schließung verfügen, für die dann möglicherweise der Steuerzahler aufkommen soll“, ergänzt der Landrat.
Insofern habe man in intensiven Gesprächen mit der Werftleitung eine gute Lösung gefunden, die die Meyer Werft zu Beginn der Woche auch öffentlich vorgestellt hatte. Kern ist dabei der massive Ausbau der Testkapazitäten bei einem gleichzeitig gesteuerten, moderaten Herunterfahren des Betriebes. Die Abläufe werden durch das Gesundheitsamt eng begleitet und bei Bedarf auch nachjustiert. Den Vorwurf der Leichtfertigkeit wolle der Landrat daher nicht stehen lassen. „Naiv wäre es gewesen, schlagartig mehrere Tausend Menschen ungetestet für zwei Wochen in die Osterferien zu schicken. Dann würden eventuelle Infektionen unerkannt in die Bevölkerung getragen oder im Anschluss bei der Rückkehr, möglicherweise auch aus anderen Ländern, zusätzliche Infektionen in die Werft und die Region eingeschleppt“, so Burgdorf abschließend.