19.06.2024

Trauer um Bernd Faulenbach (1943-2024)

Ein Nachruf der Gedenkstätte Esterwegen

 

Am vergangenen Samstag, 15. Juni 2024, verstarb Prof. Dr. Bernd Faulenbach, langjähriger Stiftungsratsvorsitzender der Gedenkstätte Esterwegen, im Alter von 80 Jahren in Bochum. Die Gedenkstätte Esterwegen verliert mit ihm einen ausgewiesenen Zeithistoriker, engagierten Berater und zuverlässigen Unterstützer.

 

Prof. Dr. Bernd Faulenbach hatte das künftige Gedenkstättengelände in Esterwegen erstmals am 24. August 2004 besucht und wenig später seine Bereitschaft zur Mitwirkung im Aufbauprozess signalisiert. Seit 2005/06 war er zunächst Vorsitzender der Expertenkommission, seit der Errichtung der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen 2008 dann auch Vorsitzender des wissenschaftlichen Stiftungsrates und verschiedener angegliederter Fachkommissionen. Insbesondere die Erforschung der zahlreichen Verbindungen zwischen dem Ruhrgebiet und den Emslandlagern war ihm in diesem Zusammenhang ein Anliegen.

 

Unter seiner Herausgeberschaft erschien im Jahre 2017 der Begleitband zu den Ausstellungen der Gedenkstätte Esterwegen („Hölle im Moor. Die Emslandlager 1933-1945“, gemeinsam mit Dr. Andrea Kaltofen, ehemalige Geschäftsführerin der Gedenkstätte Esterwegen), der das Standardwerk zur Geschichte dieses Lagerkomplexes darstellt und inzwischen in vierter Auflage vorliegt.
Der am 3. November 1943 in Pyritz/Pommern geborene Bernd Faulenbach studierte Geschichtswissenschaften, Germanistik, Politikwissenschaft sowie Philosophie und promovierte 1977 mit der Dissertation „Ideologie des deutschen Weges. Die deutsche Geschichte in der Historiographie zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus“. Er arbeitete jahrzehntelang an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) bzw. dem angebundenen Forschungsinstitut für Arbeiterbildung / Forschungsinstitut Arbeit, Bildung, Partizipation (FIAB) in Recklinghausen. An der RUB lehrte er bis zuletzt als Professor für Zeitgeschichte, insbesondere zur Geschichte der politischen Parteien im 19. und 20. Jahrhundert sowie zur deutsch-deutschen Geschichte nach 1945. Begleitet war diese wissenschaftliche Arbeit von einer umfangreichen Publikationstätigkeit sowie der Betreuung zahlreicher Abschlussarbeiten und Promotionen.

 

Sein geschichtskulturelles Engagement umfasste Tätigkeiten unter anderem als Vorsitzender der Historischen Kommission beim SPD-Parteivorstand, als Mitglied der Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur, als stellvertretender Vorsitzender der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur, als Leiter der Kommission des Landes Brandenburg zur Neukonzeption der Gedenkstätten in Sachsenhausen und Ravensbrück, als Vorsitzender der Fachkommission der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, als Mitglied der Gedenkstättenkommission beim Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, als Vorsitzender des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ sowie im Vorstand der „Initiative Nordbahnhof Bochum“, die sich der Erinnerung an die deportierten Jüdinnen und Juden sowie anderer Opfer des Nationalsozialismus widmet.

 

Für diese Aktivitäten erhielt Bernd Faulenbach 1998 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse, im Jahre 2016 zudem das Große Bundesverdienstkreuz.

 

Der Stiftungsvorstand mit Vorstandsvorsitzendem Landrat Marc-André Burgdorf, der Stiftungsrat und das Team der Gedenkstätte Esterwegen sprechen seiner Familie ihr tief empfundenes Mitgefühl aus.

 

Wir werden seine Stimme in der Gedenkstätte Esterwegen und ihren Gremien, aber auch weit darüber hinaus, sehr vermissen. Prof. Dr. Bernd Faulenbach war ein besonderer Mensch. Seine besonnene, ausgleichende und vermittelnde Art wird uns sehr fehlen.

 

Für den Stiftungsvorstand: Landrat Marc-André Burgdorf, Stiftungsvorstandsvorsitzender
Für den Stiftungsrat: Prof. Dr. Alfons Kenkmann, stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender
Für das Team der Gedenkstätte: Dr. Sebastian Weitkamp, Dr. des. Martin Koers

 

 

Bild: Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Rede zur Eröffnung der Gedenkstätte Esterwegen, 31. Oktober 2011 (Foto: Archiv der Gedenkstätte Esterwegen)