17.02.2022

„Von echter Gleichstellung noch weit entfernt“

Auftaktveranstaltung „Frauen in die Politik!“ offenbart Handlungsbedarf

 

Meppen. Bei einer gemeinsamen digitalen Auftaktveranstaltung mit rund 150 Gästen wurde deutlich, wie dringend es passgenaue Ansätze braucht, um den Anteil von Frauen in der Kommunalpolitik zu erhöhen. Genau das hat sich das „Aktionsprogramm Kommune – Frauen in die Politik!“ zum Ziel gesetzt.

 

Am 9. Dezember ist das „Aktionsprogramm Kommune - Frauen in die Politik“, das vom Deutschen LandFrauenverband e. V. und der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e. V. (EAF) durchgeführt wird, gestartet. Jetzt gab es den offiziellen Auftakt dazu. Am Projekt nehmen bundesweit zehn Regionen teil, die von einer unabhängigen und fachkundigen Jury ausgewählt wurden. Unter den teilnehmenden Regionen sind auch der Landkreis Emsland, Landkreis Osnabrück und Landkreis Grafschaft Bentheim, die gemeinsam eine Partnerregion bilden. Auch hier soll der Anteil der Frauen in Rathäusern, Landratsämtern sowie in den kommunalen Vertretungen erhöht werden. Aktuell liegt der Frauenanteil niedersachsenweit bei 25,5 Prozent (September 2021); im Landkreis Emsland bei 20 Prozent.

 

„Wir wollen das Programm nutzen, um Akteurinnen und Akteure in der Kommunalpolitik stärker miteinander zu vernetzen und die vorhandenen Strukturen auf den Prüfstand stellen, damit ein politisches Engagement von Frauen erleichtert wird. Das Interesse ist da“, sagte Marlies Kohne, Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Emsland, stellvertretend für die Region zum Auftakt.

 

dlv-Präsidentin Petra Bentkämper betonte gegenüber dem zugeschalteten Publikum: „Wir wissen, dass Frauen sich aus vielerlei Gründen schwertun, ein politisches Mandat zu übernehmen. Frauen sind äußerst selbstkritisch, oftmals passen die Rahmenbedingungen nicht, das Sitzungsklima und der Umgangston sind rau – in den sozialen Medien nicht selten respektlos. Oftmals sind die zu besetzenden Positionen ehrenamtlich und das erfährt viel zu selten die nötige Wertschätzung“. Die EAF-Vorsitzende Dr. Helga Lukoschat erklärte, dass es deshalb im Aktionsprogramm vor allem um die Gewinnung, Stärkung und Vernetzung von Frauen gehe. „Wie schaffen wir es, dass mehr Frauen in die Kommunalpolitik gehen? Wie können wir die Rahmenbedingungen für Frauen und damit auch für alle anderen verbessern? Darum geht es ja letztlich in unserem Programm: um die Förderung der Demokratie“, so Lukoschat. Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), ergänzte in ihrer Videobotschaft: „Von echter Gleichstellung sind wir noch meilenweit entfernt.“ Das Aktionsprogramm, das von ihrem Haus gefördert wird, könne zeigen, wie Frauen durch „besseres Zeitmanagement von Sitzungen, durch verlässliche Kinderbetreuung, eine angemessene Vergütung und eine respektvolle Sitzungs- und Debattenkultur“ für die Politik vor Ort gewonnen werden.

 

Im gemeinsamen Projekt von dlv und EAF werden bis 2024 in zwei Durchgängen jeweils zehn ausgewählte Regionen über eineinhalb Jahre beraten und begleitet, um den Anteil von Frauen in der Kommunalpolitik zu erhöhen. Vor Ort finden dazu Werkstattgespräche mit interessierten und erfahrenen Frauen statt, in denen neben Austausch und Vernetzung auch gezielte Argumentationstrainings und Hilfe zum Selbstmarketing für die Teilnehmenden angeboten werden. In Zusammenarbeit mit den männlichen Entscheidungsträgern in den Regionen sollen nachhaltige Veränderungen angestoßen und verankert werden.

 

Das Programm wird vom BMFSFJ gefördert. Der Deutsche Landkreistag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Deutsche Städtetag unterstützen das Programm ebenso wie die Bundesarbeitsgemeinschaft Kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsbeauftragten.