22.09.2021

„Wegweiser“ durch den Pflegedschungel

Modellprojekt ReKo steht für individuelle Krankenversorgung im Emsland

 

Lingen. Seit gut einem Jahr unterstützt das Regionale Pflegekompetenzzentrum (ReKo) im Emsland und der Grafschaft Bentheim die Beratung, ambulante und stationäre Betreuung, medizinische Versorgung und Mobilitätsdienste im Bereich der Pflege. In dem Projekt unter der Trägerschaft der DAK-Gesundheit, der Universität Osnabrück und der Gesundheitsregion Euregio werden Pflegebedürfte und pflegende Angehörige durch 17 sogenannte „Case Manager“ betreut. Acht dieser Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten arbeiten im Landkreis Emsland und sollen die dortigen Pflegeangebote noch passgenauer für zu pflegende Personen abstimmen.

 

„Pflege ist eines der Zukunftsthemen in Deutschland. Auch im ländlichen Raum altert unsere Bevölkerung, der Pflegebedarf steigt. Hier setzt ReKo an: Den höheren Pflegebedarf decken und gleichzeitig eine bestmögliche Pflegequalität und Arbeitsatmosphäre für die Pflegenden schaffen. Das ist unser gemeinsames Ziel“, unterstreicht der örtliche Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann die gute Arbeit der Case Manager. Diese bündeln und koordinieren in komplexen Fällen auf Wunsch alle Pflegeleistungen für eine Person. Denn die Aufgaben, die auf pflegende Angehörige zukommen, sind vielfältig und oftmals allein kaum zu überschauen.

 

Was passiert, wenn die medizinische Behandlung von Mutter oder Vater nach einem Sturz abgeschlossen ist und sie aus dem Krankenhaus entlassen werden? Kommen sie in der eigenen Wohnung allein klar? Und wenn nicht, wird ein Pflegeplatz benötigt oder reicht die Kurzzeitpflege? Was ist die richtige Betreuung und wie erhalte ich sie? Bei all diesen Fragen hilft ReKo. „Die Case Manager sind unsere Wegweiser durch den Pflegedschungel. Sie betrachten jeden Einzelfall und vermitteln die passende Hilfe. Ziel ist es aber immer, dass die Seniorinnen und Senioren so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können“, betont Landrat Marc-André Burgdorf. Die Pflege werde im Emsland häufig mit Unterstützung ambulanter Pflegedienste in der Familie geleistet.

 

Die Case Manager, die um Hilfe und Unterstützung gebeten werden, sitzen dezentral an den vier Krankenhäusern in Meppen, Lingen, Thuine und Sögel und in der Meppener Kreisverwaltung. „Die Case Manager ergänzen die Arbeit des Senioren- und Pflegestützpunktes für komplexe Fälle, die über einen längeren Zeitraum begleitet werden müssen. Sie verbessern die Vernetzung aller Akteure und sollen so zum Wohl der Pflegebedürftigen zu einer noch intensiveren Fallsteuerung beitragen“, betont Sozialdezernentin Dr. Sigrid Kraujuttis. Seit dem Start des Angebots haben sich 200 Personen im Emsland für eine Beratung bei ReKo eingeschrieben.

 

Auch Thomas Nerlinger, Projektleiter von ReKo, betont: „Unser Ziel ist es, für Pflegebedürftige den Verbleib in der Häuslichkeit so lange wie möglich zu erhalten und ein stabiles Netzwerk aufzubauen. Wir ermöglichen die bestmögliche Versorgung für unsere Klienten und stärken die pflegenden Angehörigen. Dabei greifen Beratung, ambulante und stationäre Betreuung, medizinische Versorgung und Mobilitätsdienste effektiv ineinander.“

 

„Wir sind froh, auch im Bonifatius Hospital eine ReKo-Case-Managerin vor Ort zu haben. Dies ermöglicht eine enge Anbindung an unser Entlassmanagement und verbessert die nahtlose Versorgung unserer Patienten im ambulanten Bereich. So kann noch besser vermieden werden, dass Patienten nach kurzer Zeit wieder ins Krankenhaus zurückkehren und stationär behandelt werden müssen“, so Martin Diek, Geschäftsführer der Bonifatius Hospital gGmbH.

 

Das Projekt wird mit zehn Millionen Euro durch den Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesauschusses gefördert. Die Erkenntnisse sollen der Verbesserung des medizinisch-pflegerischen Versorgungsangebotes dienen. Weitere Informationen finden sich auf https://www.rekopflege.de/