06.03.2014

"Wir halten am Vertrag fest"


Stadt Lingen und Landkreis Emsland bezweifeln mangelnde Wirtschaftlichkeit

Meppen. Der Landkreis Emsland und die Stadt Lingen sprechen sich gegen die Ankündigung des Unternehmens Vion aus, den Schlachthof in Lingen zu schließen. Sie weisen ausdrücklich darauf hin und fordern, dass das Unternehmen die bestehenden Verträge bis zum Jahr 2020 zu erfüllen hat.

„In den vergangenen Monaten haben wir uns intensiv für den Erhalt des Schlachthofes eingesetzt und alle möglichen Hilfen für den Schlachthof ausgelotet“, betonen Landrat Reinhard Winter und der Lingener Oberbürgermeister Dieter Krone. Als Mitglieder halten die Stadt Lingen und der Landkreis Emsland gemeinsam mit Vion je ein Drittel der Anteile am Zweckverband Fleischzentrum Emsland, der Betreiber des Schlachthofes ist.

Über die beabsichtigte Schließung des Schlachthofes Lingen haben Stadt und Landkreis heute überraschend aus der Presse erfahren. „Dieses Vorgehen des Konzerns Vion, eine solche Mitteilung zu veröffentlichen, ohne vorher den Landkreis Emsland und die Stadt Lingen als betroffene Mitglieder des ,Zweckverbandes Fleischzentrum Emsland´ über diesen Schritt zu informieren, ist absolut inakzeptabel und als Akt der Unverfrorenheit zu werten“, so Winter und Krone.

Vor einigen Monaten habe ein erstes Gespräch zwischen den Anteilseignern stattgefunden, in dem Vion angab, dass die Wirtschaftlichkeit des Schlachthofes nicht mehr gegeben sei und daher den Schlachthof aufgeben wolle. Mit der angekündigten Schließung beruft sich das Unternehmen auf eine Klausel, wonach der öffentlich-rechtliche Vertrag grundsätzlich im Jahr 2020 endet, bei fehlender Rentabilität aber über eine Vertragsauflösung bereits nach dem 31. Dezember 2012 verhandelt werden könne. „Wir haben die Angaben zur fehlenden Wirtschaftlichkeit hinterfragt und das vom Unternehmen dazu eingereichte Gutachten einer externen Wirtschaftskanzlei zur Prüfung übergeben. Unserer Auffassung nach ist der Nachweis für die vorgebliche Unwirtschaftlichkeit des Schlachthofs nicht erbracht. Deshalb hat der Vertrag für uns nach wie vor absolute Gültigkeit und wir halten daran fest“, betonen Winter und Krone.

Es dränge sich momentan zudem der Eindruck auf, dass das bekanntermaßen wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen sich zunehmend auf Großprojekte wie am Standort Emstek konzentrieren wolle, denn mit dem Lingener Schlachthof falle nun ein weiterer Regionalbetrieb im Besitz des Unternehmens der Firmenpolitik zum Opfer. Dafür sprächen auch Ankündigungen des Unternehmens, Lingener Mitarbeiter in Emstek weiter beschäftigen zu wollen.

104 Personen sind beim Schlachthof in Lingen beschäftigt, darunter 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Lingen. Ebenfalls sind zusätzlich 164 Werkvertragsarbeiter dort tätig, die von der Schließung betroffen wären. Im Fall einer Schließung, sei im Einzelfall personalrechtlich zu prüfen, wie es für die Betroffenen weiterginge, sagen Winter und Krone. Sie bedauern ausdrücklich, dass 268 Menschen in Lingen nun eine ungewisse berufliche Zukunft vor sich hätten. Oberbürgermeister Krone betonte in diesem Zusammenhang, dass er gemeinsam mit dem städtischen Gesamtpersonalrat bereits heute Nachmittag ein erstes Gespräch mit den städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Fleischzentrum führen werde.

Für den Fall einer Schließung kündigten Winter und Krone an, weitere Rechtsmittel einleiten zu wollen.