Landkreis Lidzbark Warminski
Der Landkreis Lidzbark Warminski ist ein Landkreis im nordwestlichen Teil der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren mit der gleichnamigen Kreisstadt.
Er zählt etwa 42.850 Einwohner auf einer Fläche von 924,42 km².
Der Landkreis umfasst fünf Gemeinden, davon eine Stadtgemeinde und eine Stadt- und Landgemeinde, deren gleichnamiger Hauptort auch das Stadtrecht besitzt – sowie 3 Landgemeinden:
Stadtgemeinde:
- Stadt Lidzbark Warminski (Heilsberg) – 16.539 Einwohner
Stadt und Landgemeinde:
- Stadt Orneta (Wormditt) – 12.546 Einwohner
Landgemeinden:
- Kiwity (Kiwitten) – 3.417 Einwohner
- Landgemeinde Lidzbark Warminski (Heilsberg) – 6.680 Einwohner
- Lubomino (Arnsdorf) – 3.659 Einwohner
Die Einwohnerentwicklung des Landkreises Lidzbark Warminski:
1999: 45.366
2000: 45.210
2005: 43.181
2012: 42.841
2016: 42.039
Kreisverwaltung
Landrat, Jan Harhaj – seit Nov. 2010 (Bürger Plattform - PO)
Stellv. Landrat Jaroslaw Kogut – seit Nov. 2010 (Ermländische Vereinigung)
Kreistag: 17 Kreistagsabgeordnete – seit Nov. 2014
Bürger Plattform (PO) - 6
Recht und Gerechtigkeit (PIS) - 3
Demokratische Linke Allianz (SLD) - 2
Polnische Bauerpartei (PSL) - 1
regionale Parteien und Vereinigungen:
Wahlgemeinschaft „Fünf Gemeinden“ - 2
Unabhängige Wählergemeinschaft - 3
Die Kreisstadt Lidzbark Warmiński (Heilsberg) liegt 48 km nördlich von Olsztyn (früher: Allenstein) an der Mündung der Symsarna in die Lyna (früher: Alle).
Geschichte
Lidzbark Warminski wurde 1240 vom Deutschen Orden an der Stelle der prußischen Burg Leckbard gegründet, die sich am Zusammenfluss von Simser und Alle befand.
Leckbard wurde 1241 von den Ordensrittern eingenommen, im 2. Prußenaufstand von 1260/74 allerdings von den Prußen zurückerobert. Heilsberg wurde 1306 Sitz des Fürstbistums Ermland, eines der vier 1243 im preußischen Ordensstaat eingerichteten Bistümer. Es erhielt 1308 von Bischof Eberhard von Meißen die Stadtrechte und blieb 500 Jahre lang im Territorialbesitz des Fürstbistums Ermland.
Nach dem Zweiten Thorner Frieden kam 1466 mit dem Fürstbistum auch Heilsberg unter polnische Oberhoheit. Im Winter 1703–1704 residierte der schwedische König Karl XII. während seines Feldzugs gegen Polen im Großen Nordischen Krieg im Heilsberger Schloss.
Mit der ersten Teilung Polens fiel Heilsberg 1772 an das Königreich Preußen.
Vom 10. bis 11. Juni 1807 fand hier die Schlacht bei Heilsberg zwischen französischen Truppen unter Murat und Soult und den verbündeten russischen und preußischen Heeren unter Bennigsen statt.
Heilsberg war von 1930 bis 1945 Standort einer Mittelwellen-Großsendeanlage. Am 27. Mai 1937 brachen in Heilsberg Unruhen aus, nachdem während der Fronleichnamsprozession einige Mitglieder der katholischen Jugend verhaftet worden waren.
Im Frühjahr 1945 eroberte die Rote Armee Heilsberg, nachdem die Stadt bei den vorausgegangenen Kämpfen stark zerstört worden war. Der Kreis Heilsberg fiel anschließend mit der Südhälfte Ostpreußens an Polen. Die Stadt erhielt den in polnischen Texten schon vorher benutzten Namen Lidzbark Warminski. Die verbliebene deutsche Bevölkerung wurde großenteils vertrieben.
Religion
Lidzbark Warminski ist eine traditionell katholisch geprägte Stadt. Hier hatten die Fürstbischöfe des Ermlandes ihren Sitz und Heilsberg war als Teil des Preußen Königlichen Anteils mit der polnischen Krone verbunden. 1890 zählte man 665 Evangelische, 4.723 Katholiken und 112 Juden in der Stadt. Als die deutsche Bevölkerung im Zuge des Zweiten Weltkriegs aus der Stadt geflüchtet und vertrieben worden war, kamen an ihre Stelle Ansiedler und Vertriebene aus anderen Teilen Polens, die ebenfalls größtenteils katholisch waren. Jedoch wurde durch die Bevölkerungsverschiebung der ohnehin geringe Einfluss des Protestantismus geschwächt: Die bisherige evangelische Kirche wurde von der neuen orthodoxe Gemeinde übernommen.
Die katholische Kirchengemeinde von Lidzbark Warmiński ist Partnergemeinde der Kath. Kirchengemeinde der Gemeinde Werlte. Dies rührt vermutlich daher, dass der Pastor der Gemeinde Heilsberg 1945 als Vertriebener nach Werlte kam und dort Pastor wurde.
Die Kirchenglocke St. Theodor (Meister Michael Wittwerck, Danzig 1716) der katholischen Kirche St. Peter und Paul wurde 1941/1942 zur Einschmelzung für Kriegszwecke eingezogen, lagerte auf dem Hamburger Glockenfriedhof und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg an das Erzbistum in Freiburg im Breisgau zur Aufbewahrung übergeben. Sie befindet sich heute (2008) als Leihgabe im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg.
Sehenswürdigkeiten
In einer Schleife der Alle gelegen, galt die Stadt bis 1945 als eine der schönsten in Ostpreußen. Trotz der Kriegszerstörungen sind einige wertvolle Bauten erhalten geblieben bzw. rekonstruiert worden.
Die Burg der ermländischen Bischöfe (Hochschloss) gilt als die neben der Marienburg am besten erhaltene Wehranlage der Ordenszeit, sie ist heute Museum.
Der größte Verdienst in der Erhaltung der Burganlage kommt Ferdinand von Quast und Karl Hauke zu.
In Hintergrund die imposante spätgotische katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul.
Das Hohe Tor gehört zu den markanten Bauwerken der Stadt.
Die erste evangelische Kirche im ehemaligen ermländischen Dominium wurde 1823 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel erbaut.
Heute russisch-orthodoxe Kirche.
Partnerkreis Lidzbark Warminski
Im Jahr 2004 wurde mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde die Zusammenarbeit zwischen dem polnischen Landkreis (Powiat) Lidzbark Warminski im Ermland-Masuren und dem Landkreis Emsland offiziell begründet.
Mit der polnischen Verwaltungsreform 1999 entstand der heutige Landkreis Lidzbark Warminski. Er ist Teil der Woiwodschaft Ermland-Masuren (Warminsko-Mazurskie) und hat 42.700 Einwohner, davon 16.200 in der Kreisstadt Lidzbark Warminski (früher: Heilsberg) und 12.500 in Orneta (früher: Wormditt). Die Besiedlung ist mit 47 Einwohnern pro Quadratkilometer nur etwa halb so dicht wie im Emsland.
Die Region im Nordosten Polens gilt als „Land der Seen und Wälder“
Aufgrund der malerischen Landschaft nimmt der Tourismus stetig an Bedeutung zu. Haupterwerbszweig ist aber nach wie vor die Landwirtschaft, insbesondere die Tierhaltung. Auch in freier Wildbahn sind viele Tierarten zu sehen. Im Sommer kann man ganze Störchenkolonien entdecken. Symbol des Landes sind Kormorane und Haubentaucher. Unter den Raubvögeln erscheinen Adler und Habichte. Im klaren Wasser leben Schildkröten, Krebse und Biber.
Die geschichtsträchtige Vergangenheit hinterließ zahlreiche Denkmäler - die wertvollsten sind in Olsztyn (früher: Allenstein), Elblag (früher: Elbing), Lidzbark Warminski (früher: Heilsberg), Ketrzyn (früher: Rastenburg), Nidzica (früher: Neidenburg) und Reszel (früher: Rössel) zu entdecken. Ein besonderer Denkmalkomplex ist Frombork (früher: Frauenburg) – bekannt durch den Aufenthalt von Nikolaus Kopernikus, mit einem Hügel, auf dessen Gipfel sich eine monumentale gotische Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert befindet.
Die Region Ermland-Masuren ist ein Vier-Kulturen-Land. Neben der polnischen sind deutsche, ukrainische und weißrussische Einflüsse zu erkennen. Deswegen sieht man neben den katholischen und protestantischen Kirchengemeinden auch orthodoxe und griechisch-katholische Kirchen.
Historische Berührungspunkte zum Landkreis Emsland
Viele Deutsche, die Pommern, Schlesien oder Ostpreußen verlassen mussten, haben nach dem Zweiten Weltkrieg in den ehemaligen Landkreisen Lingen, Meppen und Aschendorf-Hümmling eine neue Heimat gefunden.
Am 30.12.1954 übernahm der damalige Landkreis Aschendorf-Hümmling auf Initiative des Oberkreisdirektors Dr. Ernst Fischer eine Patenschaft für den Landkreis Heilsberg (heute: Lidzbark Warminski) in Ostpreußen. Dr. Fischer war dort von 1927 bis 1933 Landrat, von 1946 bis 1959 Oberkreisdirektor in Aschendorf und damals auch Sprecher der Kreisgemeinschaft Heilsberg, einer Vereinigung von Vertriebenen des ermländischen Kreises. Die Kreisgemeinschaft unterstützt die Pflege des Heimatgedankens der Vertriebenen und trifft sich noch heute einmal im Jahr im Emsland.
Mit dem Zusammenschluss der drei Altkreise Lingen, Meppen und Aschendorf-Hümmling zum Großkreis Emsland 1977 übernahm dieser die Patenschaft für die Kreisgemeinschaft Heilsberg. Beide Regionen wiesen viele Ähnlichkeiten auf. Die Landwirtschaft dominierte, die Bevölkerung war überwiegend katholisch und der Kinderreichtum sehr ausgeprägt. Im Zuge der Öffnung Osteuropas und der Aufnahme Polens in die Europäische Union am 1. Mai 2004 gewann die Verbindung neue Bedeutung.
Enge Zusammenarbeit
Schon 2003 war eine emsländische Delegation zu Gast in Polen. Im März 2004 bereiste der damalige polnische Landrat Jacek Protas (links) mit Vertretern aus Kreistag und Verwaltung das Emsland. Der offizielle Empfang durch Landrat Hermann Bröring fand damals auf Schloss Clemenswerth in Sögel statt.