Gesundheitskonferenz 2016
„Gesundheitsversorgung im Landkreis Emsland – Perspektiven für ein Älterwerden“
Über 130 Teilnehmer nahmen an der öffentlichen Konferenz der „Gesundheitsregion Emsland“ teil, bei der die älter werdende Bevölkerung in den Blick genommen wurde.
Landrat Reinhard Winter eröffnete die Veranstaltung und stellte dar, dass der demografische Wandel sich auch im Emsland bereits auf die Altersstruktur der Bevölkerung auswirke. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Menschen im Emsland zwar jünger seien als im Landesdurchschnitt, der Alterungsprozess aber schneller vorangehe. Deutschlandweit soll nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung ab 2031 der größte Bevölkerungsanteil 65 Jahre und älter sein. Insgesamt stellen Personen sehr hohen Alters, das heißt 80 Jahre und älter, die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe dar. Dazu zählen auch die Hundertjährigen als Älteste dieser Gruppe. Ihre Zahl ist von 2000 bis 2011 von 5.937 auf 13.445 Personen angestiegen, was einer Zunahme von 126 Prozent entspricht. Landrat Reinhard Winter lud die Teilnehmer ein, über die Perspektiven für ein Älterwerden im Emsland zu diskutieren, Impulse zu setzen und Ideen auszutauschen. Ein vernetztes Handeln und Denken sei notwendig, so Winter.
Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt betonte die Aufgabe, Risiken und Chancen, aber auch Möglichkeiten einer alternden Gesellschaft zu erkennen. „Insbesondere auf kommunaler Ebene müssten dabei Angebote entwickelt werden, die den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden“, sagte Rundt. Nur gesamtgesellschaftlich könnten diese Herausforderungen bewältigt werden. Hierbei hob sie die Bedeutung der Kommune hervor: „Sie kennen die sozialen, kulturellen und gesundheitlichen Belange der Menschen vor Ort am besten.“
Die Perspektiven für ein Älterwerden wurden von der Ministerin positiv eingeschätzt. Beispielsweise lobte sie die Berufung eines Demografiebeauftragten, die zeige, dass der Landkreis Emsland die Herausforderungen des demografischen Wandels erkannt habe. Das Emsland gehöre zu den Gesundheitsregionen in Niedersachsen, die sich durch großes Engagement auszeichneten.
Daraufhin kamen die Älteren selbst zu Wort. In einem kurzen Filmbeitrag wurde die derzeitige gesundheitliche Situation der älter werdenden Bevölkerung dargestellt. Den Filmbeitrag finden Sie hier:
Im Anschluss beleuchtete der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Mark Barjenbruch, die Frage, ob die Gesetzgebung im Gesundheitswesen den Bedürfnissen von Patienten, Ärzten und anderen Leistungsträgern gerecht werde. Letztlich stellte er heraus, dass die Gesetzgebung nur unterstützen kann, aber Zusammenarbeit aller Akteure im Gesundheitswesen unerlässlich sei.
Durch den Vortrag von Prof. Dr. Michael Freitag von European Medical School Oldenburg-Groningen wurde die Bedeutung der hausärztlichen Versorgung hervorgehoben. Er gab einige Impulse, um den hausärztlichen Nachwuchs zu stärken und die Grundversorgung so sicherzustellen.
Gute Beispiele für die sektorenübergreifende, interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit sind die Projekte „Regionales Wundmanagement“ und „Genial-Lotse“. Beide Projekte überzeugten im vergangenen Jahr und werden durch das Land Niedersachsen gefördert (je Projekt 100.000 €).
Das Projekt „Regionales Wundmanagement“ wurde von Dr. Hartmut Görtz, Wundnetz Emsland, vorgestellt.
Das Projekt „Genial-Lotse“ wurde durch Wolfgang Hentrich und Christoph Schwerdt, Genial eG, vorgestellt.
In der anschließenden Podiumsdiskussion tauschten sich unter der Moderation von Sozialdezernentin Dr. Sigrid Kraujuttis Mark Barjenbruch, Prof. Dr. Michael Freitag, der Meppener Hausarzt Dr. Jan Sievert, die Heimärztin der Genial eG Katharina Alex, die beiden Altersmediziner Dr. Joachim Beyer und Prof. Dr. Dr. Gerald Kolb sowie die Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, Johanna Sievering, aus zum Thema „Ist der ältere Patient im Emsland gut versorgt?“
In der Diskussion wurde deutlich, dass im Emsland viele positive Entwicklungen hinsichtlich der gesundheitlichen Versorgung älterer Menschen festzustellen sind. Insbesondere im stationären wie im ambulanten Bereich wurden in den letzten Jahren verschiedene zusätzliche Angebote geschaffen (z.B. geriatrische Tagesklinik, geriatrische Rehabilitation, Hospizdienste, Pflegeberatung). An notwendigen Verbesserungen wurden u.a. die Entwicklung wohnortnaher Versorgungsangebote, auch ambulante mobile aufsuchende Rehabilitationen, und die Optimierung der Schnittstellen sowie eine verbesserte Vernetzung gesehen. Die Teilnehmer betonten zudem die hohe Bedeutung des Hausarztes in der Versorgung älterer Patienten. Katharina Alex stellte heraus, dass sich in diesem Zusammenhang das Heimarztmodell bewährt habe.
Die Veranstaltung wurde gefördert durch: