Optimierung der Vernässung des
Naturschutzgebietes „Bockholter Dose“

 

Die Bockholter Dose ist ein wertvoller Hochmoorkomplex an der Grenze zwischen den Landkreisen Cloppenburg und Emsland. Hier entspringen die Fließgewässer „Marka“ und „Mittelradde“. Die Wasserscheidenlage in Verbindung mit dem geringen Relief der Oberfläche führte zur Entstehung eines regenwassergespeisten und uhrglasförmig gewölbten Hochmoores. Der östliche Teil des „Dosenmoores“ liegt in der Gemarkung Vrees und der westliche Teil in der Gemarkung Bockholte. Im Süden grenzt die Gemeinde Lindern im Landkreis Cloppenburg an. Das Gebiet ist 2009 als Naturschutzgebiet „Bockholter Dose“ ausgewiesen worden und liegt in dem Natura2000 Gebiet FFH-46 „Markatal mit Bockholter Dose“ und dem Vogelschutzgebiet V66 „Niederungen der Süd- und Mittelradde und der Marka“.

 

Das ursprünglich vorhandene Hochmoor wurde im vergangenen Jahrhundert durch menschliche Nutzung in Form von Entwässerung, Kultivierung und teilweise intensiver Landwirtschaft stark verändert. Hierdurch sind besonders die oberflächennahen Bodenschichten vorbelastet und die natürliche Vegetation und Artenzusammensetzung gestört und zurückgedrängt. Naturnahe Hochmoorbiotope sind nur als Reliktbestände vorhanden. In weiten Teilen sind Birkenwälder, Heiden, Grünländer und offene Wasserflächen vorherrschend.


Auch wurde in Handtorfstichen der Schwarztorf als Brennmaterial abgebaut. In Folge sind heutzutage sehr unterschiedliche Torfmächtigkeiten festzustellen, sodass das Relief immense Unterschiede in der Geländeoberfläche aufweist, die sich nicht selten als Steilkante zwischen zwei aneinander grenzenden Flurstücken darstellen.


Durch die unterschiedlichen Vornutzungen, Geländehöhen und hydrologische Verhältnisse, stellt sich die Gebietsentwicklung sehr heterogen dar.

 

Seit 1983 ist die Bockholter Dose, damals als Landschaftsschutzgebiet, mit einer Gesamtgröße von 124 ha unter Schutz gestellt. Bereits seit 1993 erfolgten Bemühungen, das Moor und die Torfvorkommen zu schützen. Im Laufe der Zeit konnten durch das Land Niedersachsen und den Landkreis Emsland große Flächenanteile gekauft werden. Zwischen 2001 und 2004 konnten erste Maßnahmen zur Wiedervernässung und zum Erhalt des Moores umgesetzt werden.


Seither konnten weitere Flächenanteile erworben werden, sodass sich für einzelne Teilflächen neue Ausgangsbedingungen und somit für die gesamte Bockholter Dose neue Entwicklungspotentiale ergeben. Insgesamt befinden sich heute 93 % der Fläche in öffentlichem Eigentum.


Durch den technischen Fortschritt in der Fernerkundung stehen heute aktuelle hochauflösende Luftbilder und laserscan-basierte Geländemodelle zur Verfügung anhand derer die hydrologischen Bedingungen im Untersuchungsgebiet exakt ermittelt werden können. So wird eine umfassende Bewertung der 2004 durchgeführten Maßnahmen ermöglicht.


Ein vorliegendens Gutachten zeigt die Schwachstellen des damaligen Vernässungskonzeptes auf und hebt die durch die neuen Ausgangsbedingungen möglich gewordenen Potentiale hervor. Auf Basis dieses Gutachtens wurde ein Konzept zur Optimierung der Vernässung erarbeitet.


Ziel dieser Planungen ist es, die Entwicklung der Bockholter Dose in Richtung eines naturnäheren Hochmoores zu fördern. Dabei sind die Konservierung des im Torf gespeicherten Kohlenstoffs als Beitrag zum Klimaschutz sowie der Erhalt und Förderung der Funktion als Lebensraum für heute seltene, typische Arten des Hochmoores von besonderer Bedeutung.

 

Maßnahmenschwerpunkte sind dabei:

 

Der Landkreis Emsland hat zur Erreichung der Zielsetzung im Rahmen der „Europäischer Fond für regionale Entwicklung (EFRE)“-Förderrichtlinie „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ das Projekt „Optimierung der Vernässung des Naturschutzgebietes Bockholter Dose“ initiiert.


Das Projektgebiet erstreckt sich über eine Fläche von 165 ha und umfasst zusätzlich zu dem Hochmoorkomplex des Naturschutzgebietes auch angrenzende Niedermoorflächen des FFH- Gebietes „Markatal mit Bockholter Dose“ und des Vogelschutzgebietes „Niederungen der Süd- und Mittelradde und der Marka“.


Ziel sind oberflächennahe Wasserstände zur Konservierung des Torfkörpers und zur Schaffung von besseren hydrologischen Bedingungen für eine Renaturierung des gesamten Moorkomplexes.

 

1. Sanierung Dämme
Die vor rund 15 Jahren errichteten Torfverwallungen sind mittlerweile vielerorts durch die natürliche Sackung des Torfes und baulichen Verschleiß in ihrer Funktion eingeschränkt. Die Sanierung bestehender Verwallungen soll deren Funktion weiterhin gewährleisten, sodass die in den Poldern geplanten Wasserstände gehalten werden können.

 

2. Neuanlage Dämme
Die bestehende Polderstruktur soll um weitere Verwallungen ergänzt werden. Das Ziel ist es, die Wasserstände auf weiteren Flächen für die naturnahe Entwicklung des Hochmoores zu optimieren.

 

3. Umlegung Entwässerungsgraben
Der Hochmoorkomplex wird derzeit vom Vorfluter „Mittelradde“, einem Gewässer II. Ordnung, durchzogen. Das Gewässer wurde Mitte des 20. Jahrhunderts zur Erschließung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen von seinem natürlichen Verlauf nach Osten in die Hochmoorflächen verlegt und grabenförmig ausgebaut. Diese Grabenstrukuren tragen bis heute maßgeblich zur Gebietsentwässerung des Moores bei.


Durch die Flächenankäufe konnten weitere Flächen im Bereich des Entwässerungsgrabens erworben werden. Der Entwässerungsgraben wird damit im Zentralbereich des Moorkomplexes nicht länger zur Entwässerung landwirtschaftlich genutzter Flächen benötigt, kann jedoch, um die Entwässerung der oberhalb angeschlossenen Anlieger zu gewährleisten, nicht ersatzlos aufgestaut oder verschlossen werden. Um den Abfluss zu gewährleisten, soll der bestehende Entwässerungsgraben daher aus dem Zentralbereich an den Rand des Hochmoorkomplexes, ähnlich dem natürlichen Verlauf, verlegt werden. Durch den Verschluss des Grabens können im Moor wieder höhere Wasserstände erreicht werden und die diffuse Entwässerung reduziert werden.

 

Mit der Umsetzung des Projektes stellt sich der Landkreis Emsland seiner hohen Verantwortung für den Lebensraum Moor sowohl in Bezug auf die regionale Biodiversität als auch der Bindung klimaschädlicher Gase im Moorkörper.