Ein "Warn-Mix" zur Warnung der Bevölkerung

Warntag am 12. September - Massiver Ausbau der Sireneninfrastruktur im gesamten Kreisgebiet

 

Bei einer größeren Schadenslage oder einem Krisenfall ist die Warnung von Einwohnerinnen und Einwohnern zentraler Aspekt der Gefahrenabwehr. Das Warnkonzept für den Landkreis Emsland setzt dabei auf einen „Warn-Mix“: So sollen neben Warn-Apps, Rundfunkdurchsagen und Warnungen über Internet als so genannte sekundäre Warnmittel vor allem Sirenen als primäre Warnmittel flächendeckend zum Einsatz kommen. Sie werden als essenzieller Bestandteil des Warnsystems in verschiedenen Notfallsituationen eingesetzt, von Naturkatastrophen bis hin zu technischen Zwischenfällen und sollen 80 Prozent der Bevölkerung erreichen können.

 

Dafür braucht es eine funktionierende Sireneninfrastruktur. Die Umsetzung des gemeinsam mit den Gemeinden erarbeiteten Warnkonzepts ist weit vorangeschritten. Für die flächendeckende Errichtung von elektronischen Hochleistungssirenen (Dach- und Mastsirenen) hat der Landkreis Emsland von Bund (rund 1,4 Mio. Euro) und Land Niedersachsen (über 2 Mio. Euro) insgesamt etwa 3,4 Mio. Euro erhalten – die größte Fördersumme, die ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt in Niedersachsen entgegen nehmen konnte. Das Vorhaben umfasst 270 Sirenenstandorte, die Gesamtinvestition beläuft sich auf rund 6,6 Mio. Euro. 

 

 


 

Fragen und Antworten

Wann werden Sirenen eingesetzt?

Sirenen dienen als wichtiger Bestandteil von Warnsystemen, um die Bevölkerung in verschiedenen Notfallsituationen zu alarmieren und zu schützen. Ihre Einsatzgebiete umfassen eine Vielzahl von Szenarien, darunter Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Erdbeben, Stürme oder Waldbrände. In solchen Fällen dienen die Sirenen dazu, die Bewohner vor drohenden Gefahren zu warnen und ihnen Zeit zu geben, angemessene Schutzmaßnahmen zu ergreifen oder sich in Sicherheit zu bringen.

 

Des Weiteren werden Sirenen bei industriellen Unfällen eingesetzt, beispielsweise bei Chemieunfällen oder Gaslecks, um die öffentliche Gesundheit zu schützen und Anwohnende zu informieren. Auch in nuklearen Notfällen spielen Sirenen eine entscheidende Rolle, indem sie die Bevölkerung vor möglichen Gefahren durch Freisetzung gefährlicher Stoffe aus Atomkraftwerken warnen und Evakuierungsmaßnahmen einleiten.

Zudem werden Sirenen in einigen Regionen als Teil der zivilen Verteidigung genutzt, um die Bevölkerung vor terroristischen Angriffen, bewaffneten Konflikten oder anderen Bedrohungen für die nationale Sicherheit zu alarmieren.

 

Daher ist es entscheidend, sich mit den lokalen Warnsystemen vertraut zu machen und die entsprechenden Verhaltensregeln zu kennen, um im Notfall angemessen zu reagieren und sich selbst sowie andere zu schützen.

Was zeichnet die neuen Sirenen aus?

Je nach Bedarf sind entweder Sirenen neu errichtet und/oder durch Sirenensteuergeräte ergänzt, die gewissen Mindesteigenschaften genügen und über das TETRA BOS Digitalfunknetz (einem Sprach- und Datenfunksystem für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie der Bundeswehr) ansteuerbar sind. Die Aufstellorte unterscheiden sich: So gibt es Dachanlagen oder Mastanlagen, selten werden Sirenen auch an Flutlichtern und bestehenden Masten angebracht. Es können 4 verschiedene Sirenenalarme (Probealarm, Feueralarm, Warnung und Entwarnung) und 9 vorgefertigte Sprachtexte über die Sirenen ausgelöst werden. Darüber hinaus verfügen alle Sirenen über ein Mikrofon für zusätzliche Live-Durchsagen.

 

Angesteuert werden die Sirenen im Ernstfall von der Leitstelle Ems-Vechte, dort können sie gleichzeitig oder vereinzelt bzw. gezielt ausgelöst werden. Auch können der Warnton oder eine Sprachtext am Sirenenstandort selbst ausgelöst werden.

 

Die Wahl eines Standortes und die notwendige Sirenenleistung richten sich nach einem umfangreichen Beschallungskonzept. Somit haben die Sirenen im Emsland ein unterschiedliches Leistungsspektrum von 600 bis 2400 Watt.

Was passiert bei einem Stromausfall?

Durch verbaute Akkulumatoren ist bei einem möglichen Blackout – einem Stromausfall – die Warnung der Bevölkerung für die Dauer von mehreren Wochen gewährleistet. Teilweise sind die Sirenen auch solarbetrieben.

Werden die Sirenen auch regelmäßig getetest, Stichwort "Warntag"?

Um die Funktionalität und Effektivität des Warnsystems zu überprüfen und die Bevölkerung für den Umgang mit Notfallsituationen zu sensibilisieren finden Warntage statt. Während eines Warntages werden verschiedene Warnmittel und -systeme wie Sirenen, Warn-Apps, Rundfunkdurchsagen und digitale Informationskanäle getestet.

 

Der bundesweite Warntag ist eine jährliche Übung, die jeden 2. Donnerstag im September um 11 Uhr in Deutschland stattfindet. Überdies gibt es einen landkreisweiten Warntag, der ab 2025 jeden 2. Donnerstag im März um 11 Uhr stattfinden wird.

Was sind wichtige Verhaltensregeln im Ernstfall?

Ruhe bewahren:

Vermeiden Sie Panik und bleiben Sie ruhig, um klare Entscheidungen zu treffen und helfen Sie älteren Menschen, Kindern oder Personen mit eingeschränkter Mobilität.

 

Sofortiges Handeln

Nehmen Sie Sirenenwarnsignale ernst und handeln Sie sofort entsprechend den Anweisungen des Landkreises oder Ihrer Gemeinde.

 

Innenbereich aufsuchen

Wenn Sie im Freien sind, suchen Sie sofort einen sicheren Innenbereich auf, vorzugsweise ein massives Gebäude und einen Raum mit wenigen Glasfenstern.

 

Rundfunk- und soziale Medien überprüfen

Schalten Sie Radio oder Fernsehen ein, um aktuelle Informationen und Anweisungen der Behörden zu erhalten oder informieren Sie sich über die Social Media Kanäle.

 

Fenster und Türen schließen

Schließen Sie alle Fenster und Türen, um sich vor Schadstoffen oder Gefahren von außen zu schützen. Schalten Sie Klima- und Lüftungsanlagen aus.

 

Notfallausrüstung bereithalten

Halten Sie eine Notfallausrüstung wie Wasser, Lebensmittel, Medikamente und eine Taschenlampe bereit, um im Notfall darauf zugreifen zu können. Ausführliche Informationen sowie eine persönliche Checkliste finden Sie im Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz (BBK) und Katastrophenhilfe.

 

Notrufwege freihalten

Blockieren Sie nicht die Notrufnummern 110 oder 112 durch übermäßige Anrufe oder Anrufe, die keinen dringenden Notfall betreffen. Halten Sie diese Leitungen frei, damit Personen, die sich in unmittelbarer Gefahr befinden, schnell Hilfe erhalten können. Nutzen Sie diese Nummern nur im Notfall und folgen Sie den Anweisungen der Einsatzkräfte.


 

Die verschiedenen Sirenentöne bzw. Alarmauslösungen

Probe

12 Sekunden Aufheulen

 

 

 

Feuer/Alarmierung Freiwillige Feuerwehr 

1 Minute: 3x12 Sekunden Dauerton bei 2x12 Sekunden Unterbrechung

 

 

 

 

Warnung

1 Minute auf- und abschwellender Heulton

 

 

 

 

Entwarnung

1 Minute Dauerton

 

 

 


 

 

Die Standorte der Sirenen im Landkreis Emsland  

Bei Anzeigeproblemen des GIS-Viewers klicken Sie bitte hier.

 

Zur Stärkung des Katastrophenschutzes hat das Land Niedersachsen dem Landkreis Emsland zusätzlich drei mobile Durchsage- und Warnanlagen zur Verfügung gestellt, die zur Verwendung auf Kraftfahrzeugen vorgesehen sind. Die Anlagen sind im Norden, Mitte und Süden des Emslandes bei Hilfsorganisationen untergebracht und können flexibel eingesetzt werden, um in besonderen Gefahrenlagen oder bei Veranstaltungen zusätzliche akustische Warnungen auszugeben.

 

 


Weitere Instrumente zur Warnung der Bevölkerung

Spezielle Warn-Apps 

Hilfreich sind Warnungen über mobile Endgeräte, die die Menschen bei sich tragen. Dazu gibt es eine ganze Reihe an Warn-Apps, um die Bevölkerung direkt und schnell über Notfälle und Katastrophen zu informieren.

 

NINA (Notfall-Informations und Nachrichten-App)

NINA ist eine offizielle Warn-App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Deutschland. Sie liefert Informationen über Gefahrenlagen und Notfälle sowie Verhaltenshinweise und Handlungsempfehlungen.

 

Katwarn (Warn- und Informationssystem für die Bevölkerung)

Katwarn ist eine weitere überregionale Warn-App, die in Deutschland verfügbar und über lokale Gefahrenlagen informiert sowie z.B. Empfehlungen zum Selbstschutz gibt.

 

BIWAPP (Bürgerinfo- und Warnapp)

BIWAPP wird von verschiedenen Kommunen und Landkreisen in Deutschland genutzt, um Bürgerinnen und Bürger über lokale Gefahren und wichtige Informationen zu informieren.

  • LKEL!

Über die LKEL!-App sind aktuelle Mitteilungen des Landkreises Emsland direkt zu finden, Warnungen und wichtige Meldungen werden auf Wunsch mit zusätzlicher Push-Benachrichtigung versendet. Die App ist angeschlossen an das bundesweite Katwarn-System und basiert auf der bekannten BIWAPP-Anwendung, die bereits in zahlreichen anderen Regionen Deutschlands zu Warnzwecken zum Einsatz kommt. Auch ein kreisweiter Schulausfall wird über die App kommuniziert. 

 

 

Bitte beachten Sie bei allen Apps: Falsche Standorteinstellungen können zu verpassten Warnungen führen. Wir empfehlen sich mindestens für den eigenen Wohnort und Ihren aktuellen Standort warnen zu lassen.


 

Ein neues Instrument: Cell-Broadcasting

Ohne App oder zusätzliche Software funktioniert das Cell-Broadcasting auf Mobiltefeonen. Hier werden Warnungen als Nachricht an alle empfangsfähigen Geräte innerhalb einer Funkzelle gesendet, ähnlich wie bei einer SMS. Im Gegensatz zu persönlichen SMS werden diese Nachrichten jedoch von einem Sender an alle Mobilgeräte übertragen, die sich in der entsprechenden Funkzelle befinden und Mobilfunkempfang haben. Verschickt werden können Texte und Links; Bilder und Videos werden nicht unterstützt. Cell-Broadcasts lassen sich in verschiedenen Varianten ausspielen. Es gibt beispielsweise die Möglichkeit, bildschirmfüllende Nachrichten inklusive Alarmierungston zu erzeugen. Grundsätzlich sind die Meldungen je nach eingestellter Handysprache auch mehrsprachig möglich und manche Geräte lesen die Warnungen bei Bedarf per Sprachausgabe vor.


Jeder Mobilfunkmast sendet auf einer gesonderten Frequenz die Nachricht an all die Mobiltelefone, die sich in seinem Einzugsgebiet befinden. So funktioniert der Broadcast auch noch, wenn die regulären Mobilfunknetze bereits überlastet sind. Da die Benachrichtigung lediglich vom Mobilfunkmast zum Mobiltelefon erfolgt und keine personenbezogenen Daten gesammelt werden, sind datenschutzrechtlich keine Bedenken erkennbar.


Damit ein Gerät Cell-Broadcast-Nachrichten empfangen kann, muss ein Betriebssystem-Update installiert sein – bei Android-Geräten ab Version 11 und bei iOS-Geräten ab Version 16.1. Zudem muss das Gerät eingeschaltet sein und darf sich nicht im Flugmodus befinden. Ältere Geräte sind möglicherweise nicht in der Lage, diese Nachrichten zu empfangen. Eine akustische Warnmeldung über die Cell-Broadcast-Technologie wird selbst bei stummgeschalteten Mobiltelefonen ausgelöst. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine Internetverbindung benötigt wird.